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Kredit gegen Daten: Bald entscheidet das Netzprofil über die Kreditwürdigkeit

Quelle: jarmoluk / pixabay.com

Für Rachel Botsman ist es der Trend der kommenden Generation: Collaborative Consumption. Dabei geht es um Angebote wie Airbnb oder Tamyca, also Plattformen auf denen Privatpersonen ihre Wohnungen und Autos vermieten. Wenn es nach Botsman geht, dann wird diese Form der Dienstleistung in Zukunft immer stärker wachsen. Die eigene Wohnung, das Auto, eine Bohrmaschine oder die Lieblings-DVD – für vergleichsweise kleines Geld ist heute alles zu mieten.

Die Gemeinsamkeit aller Collaborative Consumption Angebote liegt in der Schwierigkeit, die Vertrauenswürdigkeit von Anbietern und Nutzern zu gewährleisten. Denn die größten Bedenken für die Nutzer solcher Plattformen liegen beim Gegenüber. Die gegenseitige Bewertung der Nutzer spielt daher eine entscheidende Rolle. Neulinge haben es dabei vergleichsweise schwer: Sie sind auf einen Vertrauensvorschuss angewiesen. Doch es geht auch anders, meint Rachel Botsman.

Die Vordenkerin der Collaborative Consumption Bewegungen glaubt an eine neue Währung im Netz: Die Reputation. Dabei denkt Sie nicht nur an die Bewertungen eines einzelnen Profils, sondern an eine umfassende Glaubwürdigkeitsüberprüfung der Person. Diese beruft sich auf Kundenbewertungen bei Amazon und Ebay, Interessensabgleichen bei Facebook und Twitter und überhaupt allen im Internet hinterlassenen Spuren. Eine Art Schufa 2.0 sozusagen.

Kredit gegen Daten

Mit der Geschäftstätigkeit beim Startup Kreditech stimmt diese Idee sogar bereits weitgehend überein. Das Hamburger Unternehmen vergibt ihre Kredite auf eben dieser Grundlage. Die Kreditwürdigkeit des Kunden wird hier anhand seiner Facebook-Freunde, dem Chatverhalten samt Grammatikkontrolle und sogar den Standortbezogenen Daten des Handys festgestellt. Natürlich nur mit Einverständnis des Kunden, wie das Unternehmen betont.

Während Netzexperten und Datenschutzbeauftragte hierzulande noch skeptisch sind und die Firma Kreditech eher mit Argwohn betrachten, expandiert das nach eigenen Angaben schon bald „erste, innovative deutsche Milliardenunternehmen“ in rasanten Schritten. Nach Polen, Spanien, Tschechien, Russland, Mexiko, Peru und Australien folgen nun Brasilien, Rumänien und die Dominikanische Republik.

Außerdem beteuert Sebastian Diemer, Gründer und CEO der Firma, dass Onlinekredite nur der Anfang sind. „Zukünftig wollen wir Kreditkarten, Mobile Wallet Loans und mobile Kredite anbieten“, erklärt Diemer im Interview mit dem Blog Hamburg Startups. Das gut zwei Jahre alte Unternehmen hat schon mehr als 100 Mitarbeiter und ist mittlerweile mit 190 Millionen US Dollar bewertet. Eine Exit-Strategie gibt es nicht, betont Diemer im Interview.

Gläserner Kunde

Im Kreditmarkt hat sich die neue Währung also bereits bewährt. Das Motto Geld gegen Daten funktioniert und zeigt ein enormes Wachstum. Dass sich der Kunde dabei vollkommen gläsern macht, scheint kein Hindernis. Ob das zusammengesetzte Netzprofil tatsächlich ein authentisches Abbild der Person ergibt ist strittig. Dass sich auf dieser Grundlage Geschäfte tätigen lassen hingegen nicht.

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