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Wie gehen Großkonzerne mit Innovationen um?

Siemens-Standort München St. Martinstr. / Quelle: Wikimedia / Rufus46 / CC BY SA 3.0

Der Technik-Riese Siemens hat kürzlich die Gründung der Innovations AG bekanntgegeben. Diese soll zum einen eigene Innovationen entwickeln wie auch vielversprechende Ideen von andern Startups finanziell fördern. Das Subunternehmen soll wie ein eigenständiges Start-Up – also finanziell unabhängig vom Mutterkonzern – funktionieren. Durch die Absonderung der Innovations AG versucht Siemens zwei Probleme auf einmal zu lösen: Zum einen das weitere Verschlafen von Innovationen und zum andern die Angst der Investoren vor einer unsicheren Anlage. Doch wovor haben die Investoren Angst? Sind Innovationen nicht etwas Positives für einen Konzern?

Eine Innovation kann für einen großen Konzern eine positive Erfahrung sein wie zum Beispiel für Apple und Google, wo Innovationen zum Kern des Unternehmens gehören und diese auch meist gut ankommen, sie kann aber auch eine sehr negative Erfahrung sein. Kodak zum Beispiel hat 1991 die erste Digitalkamera auf den Markt gebracht, verpasste dann aber die Weiterentwicklung und wurde von der Konkurrenz überholt. 21 Jahre später stellte Kodak die Produktion von Digitalkameras ein und spezialisierte sich von da an auf die Produktion von Digitaldruckern und anderen Drucktechnologien. Das Unternehmen hatte also mit der Digitalkamera eine Innovation auf den Markt gebracht, die sein Hauptgeschäft (die Herstellung von Filmen für analoge Kameras) zu einem großen Teil zerstörte und konnte dann nicht mit der Entwicklung dieser Innovation mithalten. Eine solche Fehleinschätzung kann für ein Unternehmen fatale Folgen haben und Kodak hatte Glück, eine andere Nische für sich zu finden.

Welche Möglichkeiten gibt es für Großkonzerne heute, möglichst risikofrei innovativ zu bleiben? Die drei beliebtesten Strategien sind die folgenden:

  • Eine fertige Idee von einem Startup aufkaufen (Facebook hat WhatsApp gekauft, als die App schon erfolgreich in Markt etabliert war).

  • Ein konzerninternes Pseudo-Startup für die Entwicklung von Innovationen gründen (Siemens gründete die Innovations AG).

  • Das Thema Innovation als Schwerpunkt in die Firmenkultur aufnehmen (Google legt großen Wert darauf, als innovatives Unternehmen zu gelten und arbeitet konstant an Verbesserungen).

Ein Startup aufzukaufen, funktioniert für große Firmen generell sehr gut, da ihnen eine fertige Idee geliefert wird, die oft schon auf dem Markt etabliert ist und die Investoren somit nicht in die ungewisse Entwicklung investieren müssen. Der Nachteil liegt hier darin, dass das Unternehmen den Entwicklungsprozess nicht beeinflussen kann. Es muss also auf das passende Startup warten, was unter Umständen ein Problem darstellen kann. Ein anderer Grund, ein Startup aufzukaufen sahen wir 2014 bei Facebook. Der Social-Media-Gigant kaufte den Konkurrenten WhatsApp, sodass dieser dem Unternehmen nicht mehr gefährlich werden konnte.

Anhand der aktuellen Entwicklung bei Siemens können wir eine Art von risikoarmer Innovation beobachten: Das Pseudo-Startup. Hier wird ein externes Unternehmen gegründet, das sich um die Innovationen für den Mutterkonzern kümmern soll. Laut der Online-Trading Plattform anyoption werden Siemensmitarbeiter bei der Innovations AG wie Gründer behandelt und erhalten neben einem Mindestlohn eine Gewinnbeteiligung. Für die Investoren entsteht kein Risiko, weil das neue Unternehmen finanziell unabhängig von Siemens ist.

Eine offensivere Strategie ist bei Google zu sehen, hier wird die Innovation fest in der Firmenkultur verankert, weil neue Innovationen für ein solches Unternehmen unabdingbar sind. Da bei diesem Unternehmen Innovation mehr für konstante Verbesserung als für neue Produkte steht, fällt es nicht ins Gewicht, wenn unter all den Innovationen ein Misserfolg zu verbuchen ist. Nachdem Google YouTube gekauft hat, spricht heute zum Beispiel niemand mehr vom Google Video Player, der ein wahnsinniger Flopp war. Die Investoren bei Google gehen mehrere kleine Risiken ein und das wissen sie von Beginn an. Im Gegenzug dazu wächst der Börsenwert von Google konstant und davon profitieren wiederum die Investoren. Bislang hat sich die Strategie bewährt und Google konnte sich durch konstante Verbesserung und Erweiterung ein „natürliches Monopol“ sichern. Ein Blick auf den Börsenkurs über die letzten fünf Jahre zeigt, dass Google immer noch eine sichere Anlage ist und die unzähligen Innovationen sich nicht negativ auf den Aktienkurs auswirken. Der Aktienwert ist seit 2009 von rund $140 auf heute rund $756 angestiegen.

Siemens, Kodak und Google zeigen, dass eine Innovation sowohl positiv wie auch negativ für einen Konzern sein kann. Auch ein aufgekauftes Startup kann unter Umständen von der Übernahmen durch einen Konzern profitieren. Es ist also oftmals eine Win-Win-Situation für alle beteiligten, beinhaltet aber in jedem Fall ein Mindestmaß an Risiko für den Anleger. Ohne Innovation riskiert ein Unternehmen aber auch, von der Konkurrenz überholt zu werden und das kann sich niemand leisten.

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Nina Wolfsberger ist Digital Marketing Expertin bei der Agentur accuracast.com.