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Wenn KI das Jobinterview führt

Künstliche Intelligenz kann Personalern die Arbeit deutlich erleichtern. Den technischen Möglichkeiten scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein.

Den geeigneten Mitarbeiter für die offene Stelle zu finden ist nicht einfach. Künstliche Intelligenz (KI) kann Unternehmen dabei helfen – und direkt das obligatorische Jobinterview führen. Das Berliner Start-up Viasto, hat für seine Interviewsoftware genau solch eine Technologie entwickelt. Kern der Innovation: individuell passende Interviews per Video. Ein speziell programmierter Algorithmus schlägt dazu innerhalb weniger Augenblicke einen optimalen Interviewleitfaden für jede beliebige Stelle vor. Das Unternehmen will so mit Hilfe smarter Video-Recruiting-Technologie die gesamte Personalauswahl effizienter gestalten.

Insgesamt könne das KI-Tool mehr als 260 Millionen Kombinationen verschiedener Kompetenzen der Bewerber abzudecken und über 13.000 verschiedene Kategorien von Jobs zu unterscheiden, verspricht das 2017 gegründete Viasto. In der zweijährigen Entwicklungszeit hat das Start-up dazu mehr als 20.000 Stellenanzeigen analysiert und über 5.000 Interviews ausgewertet. Jetzt soll die Software Personalern vor einem Vorstellungsgespräch die passende Kombination an Fragen – vom Azubi bis zur Führungskraft – aus mehr als 1.000 Möglichkeiten vorgeschlagen.

HR-Verantwortliche geben dafür während der Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch Rahmendaten zur Stelle in die Software ein. Das beginnt beim ausgeschriebenen Joblevel, geht über die spezifische Situation auf dem Bewerbermarkt und endet mit den Bewertungskriterien, anhand derer die Bewerber eingeschätzt werden sollen. Daraufhin gleicht der Algorithmus die Anforderungen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Zahl oder dem Schwierigkeitsgrad der Fragen ab und erstellt schließlich den perfekten Vorschlag für ein passendes Interview. „Uns geht es um den gezielten Einsatz von KI, verbunden mit konkretem Praxisnutzen“, sagt Sara Lindemann, Mitgründerin von Viasto. „Der große Mehrwert liegt insbesondere darin, dass jetzt jeder Recruiter aus dem vielfältigen Spektrum valider, kompetenzbasierter Fragen schöpfen kann“.

Doch KI lässt sich bei Bewerbungsgesprächen noch auf eine ganz andere Art und Weise einsetzen. Das Aachener Start-up Precire hat ein Programm entwickelt, das der Persönlichkeit eines Bewerbers über Sprachanalyse auf die Spur kommt. Dazu befragt das Programm den Bewerber nicht nur nach seiner Qualifikation, sondern stellt auch Fragen zum Alltag der Person oder zum letzten Urlaub. Anhand des Sprachrhythmus und der Geschwindigkeit des Sprechers kann die KI den Charakter einschätzen. Innerhalb von Sekunden lasse sich ein komplettes Persönlichkeitsprofil erstellen, so der Anbieter.

Die amerikanische Softwarefirma HireVue analysiert bei Videointerviews auch die Mimik des Bewerbers. Das Programm der Firma soll sogar so kleine Variationen interpretieren können, die ein Recruiter selbst gar nicht wahrnehmen könnte. Motivation, Persönlichkeit und sogar die Ehrlichkeit kann die Software angeblich prüfen.