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Verbände wollen die Luftfracht digitalisieren

Immer mehr Güter werden mit dem Flugzeug transportiert. Doch noch spielen Papierdokumente in der Luftfracht eine große Rolle – ein Indiz, wie groß der Rückstand bei der Digitalisierung ist.

Angesichts der deutlich wachsenden Nachfrage stößt der Luftverkehr immer häufiger an seine Grenzen, besonders bei Infrastruktur und Verwaltung. So betrug der Hans-Böckler-Stiftung zufolge allein der Umsatz des weltweiten Linienluftverkehrs 2003 etwa 322 Milliarden Euro. 2014 lag der Wertbei rund 733 Milliarden Euro und hat sich damit mehr als verdoppelt – Tendenz weiter steigend.

„Wenn wir das Wachstum im Luftverkehr bewältigen wollen, dann müssen massive Anstrengungen unternommen werden und das an allen Stellen“, sagte jüngst Matthias von Randow, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). „Insbesondere die Schnittstellen zu den behördlichen Funktionen, wie etwa Zollverwaltung und Luftsicherheitskontrolle, können und müssen erheblich effizienter organisiert werden.“ Im BDL haben sich Fluggesellschaften, Flughäfen, die Deutsche Flugsicherung und weitere Anbieter im deutschen Luftverkehr zusammengeschlossen.

Bei einem gemeinsamen Treffen des BDL, des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV) in Berlin beschlossen die Verbände unter anderem, die Kapazitäten im Flugbetrieb zu erhöhen und die Flughafeninfrastruktur zu verbessern. Als einen der wichtigsten Punkte benannten sie zudem die Digitalisierung der Prozesse entlang der Logistikkette.

Da insbesondere der globale Warenaustausch durch den Online-Handel sowie den Export hochwertiger Technologieprodukte und Ersatzteile rasant wächst, erhöhe sich auf der einen Seite das Luftfrachtvolumen, während sich auf der anderen Seite die durchschnittliche Sendungsgröße verkleinere, heißt es beim BDL. Um das zusätzliche Volumen stemmen zu können, müssten alle Beteiligten mehr auf Digitalisierung setzen.

Holger Lösch, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDI sagte auf dem Treffen, dass die heutige Praxis und der geltende Rechtsrahmen weit hinter diesen Anforderungen zurückbleiben. „Um das Wachstum zu bewältigen, brauchen wir eine Kraftanstrengung aller Beteiligten“, forderte er. Die Luftfrachtwirtschaft investiere zwar in die Digitalisierung der Abläufe, doch insbesondere an den Schnittstellen zu den Behörden gebe es nach wie vor Optimierungspotenzial.

Einer Analyse des BDL zufolge spielen in der Luftfracht noch immer Papierdokumente eine große Rolle: Frachtbriefe, Zollanmeldungen und Versicherungsscheine müssen weiterhin ausgedruckt mitgeführt werden. Alternativen wie ein elektronischer Frachtbrief würden die Fluglinien zwar auch nutzen-Allerdings bleibe die Papiereinsparung auch bei einem flächendeckenden Einsatz begrenzt, wenn amtlich vorgeschriebene Begleitdokumente weiterhin in Papierform mitzuführen seien. Dabei würde der komplette Umstieg auf elektronische Dokumentation die Abfertigung bei Kunden, Spediteuren und Fluggesellschaften beschleunigen und branchenweit pro Jahr 7.800 Tonnen Papier sparen, so die BDL-Analyse.

Die Analyse des Verbandes zeigt ebenfalls, dass die Nachfrage nach Transportleistungen per Luftfracht weiter an Bedeutung gewinnt. So sei das Frachtvolumen allein in Deutschland in den letzten zehn Jahren um 60 Prozent gewachsen – also etwa doppelt so schnell wie bei anderen Verkehrsträgern.

Vor diesem Hintergrund fordern die Verbände von der Politik Rahmenbedingungen für einen rein elektronischen Austausch aller relevanten Dokumente und Informationen. Demnach sollten zum Beispiel die Zollverfahren auf EU-Ebene vereinheitlicht werden. „Unter den heutigen Rahmenbedingungen wird der Zoll das zusätzliche Frachtaufkommen nicht reibungslos abwickeln können“, sagt Henning Dieter vom DSLV. „Hier drohen Engpässe in der Logistikkette, die wir dringend beheben müssen, damit Warenflüsse nicht an Deutschland vorbeigehen.“