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Unternehmen und Arbeiter setzen auf Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz könnte Jobs obsolet machen, aber auch neue Stellen schaffen.

Lernfähige Software wird einer neuen Studie zufolge das Wachstum von Unternehmen ankurbeln und neue Jobs schaffen.

Selbstfahrende Autos, genauere medizinische Diagnosen oder Unterstützung bei der Aufklärung von Verbrechen – Künstliche Intelligenz wird schon heute in vielen Lebensbereichen eingesetzt und gilt als Schlüsseltechnologie schlechthin der kommenden Jahre. Einer Studie des Beratung Accenture zufolge kann die Technologie die Umsätze von Unternehmen bis 2022 um durchschnittlich 38 Prozent steigern. Auch könnte sie neue Jobs schaffen – zumindest, wenn es den Managern in den Firmen gelingt, ihre Belegschaften fit für den technologischen Wandel zu machen und die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine voranzubringen. Damit kommt Accenture zu einer wesentlich positiveren Einschätzung als viele andere Studien, die von massiven Arbeitsplatzverlusten durch den Einsatz von KI ausgehen.

Die Beratung ließ weltweit 14.078 Arbeitnehmer und Selbständige sowie 1.201 Führungskräfte in Unternehmen in elf Staaten zum Thema KI befragen. Ergebnis: Die deutschen Unternehmenslenker messen dieser Technologie große Bedeutung zu. So ist fast die Hälfte (45 Prozent) von ihnen überzeugt, dass künftig jegliche Innovation auf Künstlicher Intelligenz basieren wird. Nicht zuletzt deshalb wollen knapp vier von fünf befragten Unternehmen (79 Prozent) in den kommenden drei Jahren weitere Aufgaben und Prozesse in großem Stil automatisieren. Der Studie zufolge wird die Automatisierung nur in den USA (92 Prozent) und Großbritannien (84 Prozent) noch konsequenter vorangetrieben, während in China nur etwas mehr als die Hälfte der untersuchten Unternehmen (56 Prozent) dies anstrebt.

Achim Berg, Präsident des Digitalisierungsverbandes Bitkom bewertet diesen Trend positiv. „Wir erleben immer bessere KI-Systeme, die jeweils für eine bestimmte Aufgabe trainiert sind und diese zum Teil auch besser als wir Menschen erledigen”, sagt er. Gleichzeitig fordert er eine bundesweite Strategie zu Entwicklung und Einsatz von Künstlicher Intelligenz. „Wenn wir die nächsten Jahre darauf verwenden, alleine das Für und Wider der Technologie zu debattieren, werden wir international abgehängt“, warnt er.

Doch aktuell zähle Deutschland im internationalen Vergleich zu den stärksten Standorten für diese neue Technologie, so der Bitkom-Präsident. Um den technologischen Wandel in die richtige Richtung zu steuern, fordert er eine enge Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft. Mechanismen müssten entwickelt werden, die einen möglichen Missbrauch der Technologie verhindern. „Wir müssen und wir können die Künstliche Intelligenz beherrschen – tun wir das nicht, beherrscht sie uns“, warnt Berg.

Ebenfalls sehr zuversichtlich sind der Accenture-Studie zufolge Angestellte und Freiberufler. Sie sehen dem Wandel der Arbeitswelt und dem Einsatz intelligenter Technologien eher positiv: Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der in Deutschland befragten Arbeitnehmer und Selbständigen erwartet innerhalb der nächsten drei Jahre, dass sich KI positiv auf ihren Arbeitsalltag auswirkt. Nur sechs Prozent befürchten hingegen eine Verschlechterung. Ganz besonders heben die Befragten hervor, ihre Arbeit werde durch neue Technologien einfacher (70 Prozent) und abwechslungsreicher (57 Prozent). Etwas mehr als die Hälfte (55 Prozent) rechnet sich dadurch sogar neue Karriereperspektiven aus.

„Die Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, insbesondere in den Industriestaaten Wachstum und Beschäftigung weiter anzukurbeln. Die Unternehmen werden aber nur profitieren, wenn sie die Technologie so einsetzen, dass ihre Mitarbeiter neue Aufgaben übernehmen können”, sagt Frank Riemensperger, Vorsitzender der Geschäftsführung von Accenture in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg werde sein, Mitarbeiter zu qualifizieren und bisherige Jobprofile an die neuen Gegebenheiten anzupassen.”

Bereits jedes dritte Unternehmen in Deutschland (33 Prozent) hat laut Studie die Aufgabenbereiche und Rollenbeschreibungen von Mitarbeitern in erheblichem Maße neu definiert, um den technologischen Veränderungen im Arbeitsalltag gerecht zu werden. Hierzulande sind sogar 42 Prozent der Führungskräfte überzeugt, dass der Wandel der Arbeitswelt noch deutlich weiter gehen wird. Fest definierte Rollenbeschreibungen gehören ihrer Ansicht nach bald der Vergangenheit an, da die Arbeit künftig viel stärker projektbasiert sein und neue Technologien ein ständiges Aneignen neuer Fähigkeiten erfordern werden. Unter diesen Voraussetzungen sind fest definierte Aufgabenfelder und starre Arbeitsroutinen ein Auslaufmodell.

Umso überraschender ist es, dass deutsche Unternehmen bisher große Investitionen in die Vorbereitung ihrer Mitarbeiter auf die neue Arbeitswelt scheuen. Nur vier Prozent planen in den nächsten drei Jahren erhebliche Mehrausgaben für die Qualifikation der Belegschaft, 41 Prozent wollen künftig sogar weniger in die Weiterbildung der Mitarbeiter investieren. Im Gegensatz dazu sind 63 Prozent der in Deutschland befragten Arbeitnehmer und Selbständigen der Meinung, dass sie sich zusätzliche Fähigkeiten aneignen müssen, um das volle Potenzial intelligenter Technologien im Arbeitsalltag nutzen zu können.  

„In der Arbeitswelt der Zukunft wird die Maschine nicht den Menschen dominieren. Vielmehr sind intelligente Technologien der Schlüssel für produktivere Mitarbeiter, die sich Routineaufgaben entledigen und solchen mit höherer Wertschöpfung widmen können“, sagt Riemensperger. Die Unternehmen müssten aus eigenem Interesse in die Qualifizierung ihrer Belegschaft investieren, etwa indem sie dafür die durch höhere Effizienz entstandenen zusätzlichen Gewinne nutzten. Damit sicherten sie sich langfristig einen Wettbewerbsvorteil. Riemensperger weiter: „Denn nur dort, wo Mensch und Maschine kollaborieren, steigt die Produktivität weiter und entsteht eine Grundlage für die Geschäftsmodelle der Zukunft.“

Hinweis: Accenture ist Partner des Deutschen Innovationspreises. Dieser Text ist nicht im Rahmen dieser Kooperation, sondern redaktionell unabhängig entstanden.