„Boerse 01 KMJ“, by KJM, CC BY-SA 3.0
Das Erfolgsrezept vieler Startups und junger Unternehmen ist ihre hohe Innovationsfähigkeit. Im Gegensatz zu etablierten Firmen und Konzernen besitzen Sie die Flexibilität und den Ideenreichtum um wirklich neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Doch die Gründerphase und ersten Jahre am Markt werden häufig von finanziellen Problemen begleitet. Jungunternehmern fehlt das Kapital, um weiter zu expandieren. Eine naheliegende Lösung: der Börsengang.
Doch laut einer aktuellen Studie der Goethe Universität in Frankfurt am Main ist dieser Schritt nicht immer ratsam. Zwar würden Unternehmen nach einem Börsengang dank neu gewonnener Liquidität mehr Innovation hervorbringen, diese seien jedoch meist viel konservativer und weniger bahnbrechend. Die Studie schaut dabei vor allem auf Produktinnovation, statt auf Forschungsausgaben oder Patentanmeldungen zu fokussieren.
Mehr Innovation, weniger Potenzial
Simone Wies, eine der Autorinnen der Studie, sagt: „Ein Börsengang ist für Unternehmen immer mit gemischten Ergebnissen verbunden. Sie erfinden zwar tendenziell mehr Produkte, beispielweise neue Geschmacksrichtungen oder Packungsgrößen, jedoch mit deutlich weniger Potenzial. Neue Märkte erreichen Unternehmen auf diese Art selten.“ Warum ein solcher Zusammenhang zwischen Börsengang und abnehmender Innovationsfähigkeit existiert beantwortet die Studie ebenfalls.
Börsennotierte Unternehmen müssen aufgrund ihrer Beschaffenheit deutlich höheren Ansprüchen gerecht werden. Aktionäre, die meist an kurzfristigen Erfolgen und Gewinnen interessiert sind, wollen zufrieden gestellt werden. Auch die erforderlichen Börsenberichte und regelmäßigen Veröffentlichungen stellen Unternehmen vor Herausforderungen. Für riskante Investitionen und das Innovationsgeschäft bleibt selten die Zeit, so die Studie.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass der Aktienmarkt einem neu notierten Unternehmen die Sicht auf die Innovationsgeschehen nimmt. Die Anreize die mit dem Börsengang einhergehen sorgen außerdem dafür, dass im Management der Stellenwert und die Entscheidungsfreude gegenüber Innovation abnimmt“, so Wies.
Die Studie ist bei der American Market Association erschienen und hier abrufbar.