Die Patente in Deutschland kommen größtenteils aus dem Süden.
Von wegen nur Maschinen und Autos – auch rund um die Digitalisierung melden deutsche Unternehmen und Privatleute viele Patente an. Besonders eine Region Deutschlands tut sich besonders hervor. Im internationalen Vergleich steht Deutschland durchaus gut da, doch China holt auf.
Deutschland, Land der Dichter und Denker? Nein, Deutschland, Land der Patentmelder. Denn während bei der Digitalisierung viele immer noch in Richtung Silicon Valley schauen, tut sich in Deutschland einiges. Allein seit 2011 sind die Patentanmeldungen in den wichtigen Feldern wie Kommunikationstechnik, Halbleiter, Datenverarbeitungsverfahren und audiovisuelle Technik um 29,2 Prozent gestiegen. Das zeigt der aktuelle Bericht des deutschen Patent- und Markenrechtsamts. Gerade in den aus Wettbewerbssicht sehr wichtigen Bereichen meldeten die deutschen Konzerne so viele Patente an wie noch nie, heißt es darin. Die Digitalisierung spielt sich eben auch in Deutschland ab.
Rund 47.000 Patente haben die Deutschen im vergangenen Jahr angemeldet und damit in etwa so viele wie auch im Jahr davor. Bemerkenswert ist die Verteilung auf die 16 Bundesländer. Bayern und Baden-Württemberg haben laut des aktuellen Jahresberichts mehr als 30.000 der insgesamt 47.000 Patente angemeldet. Damit stellen die beiden Südländer nahezu zwei Drittel aller Patentanmeldungen hierzulande.
Der Grund für das Ungleichgewicht bei den deutschen Patenten ist schnell gefunden: In den beiden Bundesländern sitzen viele große Unternehmen, die in die Zukunft investieren müssen, um auch zukünftig zur Weltspitze zu gehören. In Bayern sind das etwa der Autobauer BMW, das Medienunternehmen ProSieben-Sat1, die Versicherungsgesellschaft Allianz und der Allrounder Siemens.
In Baden-Württemberg sitzt neben Daimler auch die Automobilzulieferer Bosch – Spitzenreiter bei neuen Patenten – und ZF Friedrichshafen. Gegen die Macht dieser Konzerne fällt der Rest der Republik erwartungsgemäß ab. Gerade die östlichen Länder schneiden besonders schlecht ab. Rechnet man die Anzahl der Patente auf die Einwohner herunter, kommen Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt kamen 29 Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: Baden-Württemberg allein kommt auf 132.
Nur auf die inländischen Patentanmeldungen zu schauen, trügt allerdings. Denn der Grund, warum die Anmeldungen ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres verharren, liegt nicht am üppig blühenden Erfindergeist der Deutschen, sondern am Engagement des Auslands. Denn die Patentanmeldungen von Deutschen sind um 1,5 Prozent zurückgegangen, die von Ausländern gestiegen. Rund 20.000 Patente kommen von ausländischen Konzernen oder Privatleuten. Gerade China glänzt. 17 Prozent mehr Patentanmeldungen kommen von dort.
Damit melden Firmen aus der Volksrepublik zwar noch nicht annähernd so viele Patente an wie deutsche, US-amerikanische oder japanische Firmen. Doch China holt auf, wie die aktuellsten Zahlen des Europäischen Patentamts (EPA) zeigen. 2016 war China unter den 20 Nationen mit den meisten Patentanmeldungen das Land, das am stärksten zulegen konnte. Insgesamt verzeichnete die Volksrepublik allerdings nur etwas mehr als 7000 Anmeldungen, Deutschland rund 25.000 und die USA – mit weitem Abstand führend – mehr als 40.000. Der Präsident der EPA, Benoît Battistelli, sieht das als positives Zeichen: „Die Ergebnisse unterstreichen die Rolle Europas als attraktiver und weltweit führender Innovationsstandort“, sagte er.
Dass Deutschland im internationalen Vergleich noch immer ein sehr erfinderisches Land ist, zeigt auch, dass es bei zukunftsweisenden Technologien wie dem autonomen Fahren gar die meisten Patente weltweit besitzt. Das ist natürlich vor allen Dingen den Autofirmen zu verdanken, die bis auf Volkswagen, wo sitzen? Genau, im Süden.