Preisträger: Was macht eigentlich.. Zeiss?
12. Juni 2014
Goal Control: Ein deutsches Startup gewinnt bei der WM
16. Juni 2014

Smart Factory: Kluge Modellfabrik für die vierte Revolution

Lemgo liegt im Nordosten von NRW. Knapp 41.000 Einwohner wohnen in dem beschaulichen Hochschulstädtchen. Nur etwa 6.000 Studierende zählt die Universität. Dennoch zählt die Region zu den wichtigsten Industriestandorten Deutschlands. Die größten Erwerbszweige sind die Metallverarbeitung, der Maschinenbau und die Industrieelektronik. Da ist es naheliegend, dass auch die Hochschule ihr Profil im Ingenieurswesen sieht.

Genau hier soll nun auf gemeinsame Initiative der Hochschule Ostwestfalen-Lippe (OWL) und des Fraunhofer-Gesellschaft ein neuer Technologiecampus entstehen. Eine intelligente Fabrik für die Industrie 4.0 an der geforscht, produziert und entwickelt werden soll. Der Baubeginn des fünf Millionen Euro teuren Projektes ist auf Sommer dieses Jahres datiert – die Fertigstellung soll noch im ersten Halbjahr 2015 geschehen.

 Für Professor Jürgen Jasperneite ist die Realisierung der Forschungsfabrik ein klares Bekenntnis zum Standort Lemgo und wirkt über die Region hinaus. „Durch das gemeinsame Engagement von Fraunhofer und Hochschule OWL wird die Spitzenclusterregion Ostwestfalen-Lippe über die Grenzen hinaus signifikant gestärkt“, sagt Jasperneite. Zusammen mit der Erweiterung des CENTRUM INDUSTRIAL IT (CIIT) soll so inmitten von Ostwestfalen-Lippe ein Technologiecampus für die Intelligente Automation entstehen.

"Es geht um individualisierte Massenfertigung", erläutert Volker Lohweg vom CIIT das Nahziel. Die "kluge Fabrik" soll die Industriefertigung revolutionieren und dank modularem Aufbau und einfach anzupassender Programmierung in der Lage sein, die Produktion schnell umzustellen. Dr. Oliver Herrmann, Präsident der Hochschule OWL ergänzt: „Die Zukunftsfabrik ist ein Meilenstein zur weiteren Profilierung des Wissenschaftsstandortes Lemgo und bietet einzigartige und praxisnahe Bedingungen für Studierende der Ingenieurswissenschaften“.

Massen- und Einzelanfertigung schließt sich nicht aus

Der neue Technologiecampus rund um die kluge Fabrik richtet sich damit sowohl an die Bedürfnisse der Praxis, wie auch der Forschung. So entsteht eine Plattform für Wissens- und Technologietransfer, um zum Beispiel produzierenden Unternehmen den Übergang in neue Technologien zu ermöglichen. Wie die Zukunft in Maschinen- und Werkshallen aussehen wird, das kann man in der Forschungsfabrik bald live erleben.

Im Verborgenen arbeiten Computersysteme, die mit dem Internet vernetzt dem Benutzer viele Annehmlichkeiten ermöglichen. Für Produktionsanlagen heißt das, Anlagen steuern sich selbst, Werkstücke, die über das Band laufen, teilen selbst mit, wohin sie transportiert und wie sie weiterverarbeitet werden wollen. Dadurch wird die Produktion flexibel, Massen- und Einzelfertigung schließen sich nicht länger aus.

Für Jasperneite lässt sich „die Tragfähigkeit neuer Ansätze nur an deren Praxistauglichkeit messen“. Die Forschungsfabrik wird daher, neben Demonstratoren, über eine reale Produktions- und IT-Umgebung verfügen. Kleine und mittelständische Unternehmen haben hier die Möglichkeit mit Hilfe einer Kleinserienfertigung ihre Produktionssysteme und –abläufe zu optimieren und Personal zu schulen.

Die Mitarbeiter einer "Smart Factory" müssen aber nicht zwingend hochspezialisierte Fachkräfte sein. Stattdessen können sie sich auf die Hilfe von der im CIIT entwickelte Software verlassen. Alle nötigen Arbeitsschritte – von der Wartung bis zur Reparatur – können auf einem Monitor angezeigt werden. Eine andere Möglichkeit wäre die Nutzung einer Smart-Glass-Anwendung, wie wir sie in diesem Artikel bereits vorgestellt haben.

Wie industrielle Informationstechnik technischen Systemen zu mehr Intelligenz verhelfen kann, zeigt dieses Video.