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Selbsttest für Gründer: Wie innovativ ist mein Startup?

Neun Fragen, die sich Gründer schon vor dem Markteintritt stellen sollten. / Quelle: Pixabay, CC0 Public Domain

Viele Gründer sind davon überzeugt, die eine bahnbrechende Idee gefunden zu haben, die alles verändern wird. Als Vorbilder dienen Firmen wie Facebook, Twitter und Google oder legendäre Chefs wie Steve Jobs und Elon Musk. Auch die breite Öffentlichkeit ist sich sicher: Innovative Startups sind schneller, anpassungsfähiger und innovativer als der Rest. Oft genug ist das eine Fehleinschätzung, die zwangsläufig zum Scheitern führt.

Gründer die wirklich sicher gehen wollen, dass ihre Unternehmensidee innovativ ist, sollten sich vor der Gründung einige Fragen stellen. Dass beschreibt der Unternehmensberater Martin Zwilling auf seinem Blog Startup Professionals. Inspiriert durch den Autor Warren Berger, der in seinem Buch „A More Beautiful Question“ der Macht des Fragens nachgeht, stellt Zwilling gründungswilligen Unternehmern neun Fragen, die es vor der Gründung zu beantworten gilt.

1. Was ist das eigentlich für ein Markt, indem wir unsere Innovation platzieren wollen?

Laut Zwilling haben viele Gründer Scheuklappen auf – sie sehen nur ihre Idee, nicht aber den Markt, den sie betreten. Das gilt besonders für Ingenieure, deren Fokus auf innovativen Technologien liegt. Sein Beispiel: Die Idee von Wasserstoff als Kraftstoff. Trotz enormer Vorteile konnte sich die Technologie noch nicht durchsetzen, weil der Automobilmarkt durch starke behördliche Regulierung, große Unternehmen und Energiekonzerne geprägt ist.

2. Warum sind andere mit der Idee gescheitert?

„Die großen Konzerne sind für uns keine Konkurrenz, sie sind zu schwerfällig und bürokratisch.“ Mit dieser Einstellung gehen viele Startups auf den Markt. „Was Microsoft oder IBM nicht geschafft haben, dass kriegen wir schon hin“, so geht der Mythos weiter. Zwilling meint: Großkonzerne haben ihre Probleme, aber sie haben auch sie schlausten Köpfe im Unternehmen.

3. Was passiert, wenn das Startup niemanden interessiert?

Für die meisten Gründer undenkbar, aber absolut entscheidend ist die Frage, wie es weitergeht wenn es zu einem Fehlstart kommt. Oft verhält sich der Kunde nicht so wie erwartet, ein Konkurrent wurde übersehen oder die Idee wird sogar verissen. Im Ernstfall ist so ein Plan zur Hand, um die Krise zu managen oder besser noch: die Krise fällt aus, weil bereits vorauschauend Fehler vermieden wurden.

4. Welcher Sache sind wir verpflichtet?

Viele Konsumenten entscheiden heute weniger nach dem Preis und stärker nach den Auswirkungen ihres Kaufs, zum Beispiel auf die Umwelt oder die Arbeitsbedingungen bei der Herstellung. Unternehmen die einer guten Sache verpflichtet sind stehen auch als Arbeitgeber höher im Kurs. Entscheidend ist die Frage, was kann das eigene Unternehmen hier leisten, was macht die Konkurrenz und wo sind die eigenen Grenzen? Glaubwürdigkeit gewinnt.

5. Wie können wir testen, ob unser Produkt funktioniert?

Bei der Markteinführung gleich einen Durchbruch zu erzielen ist unwahrscheinlich. Laut Zwilling sollten Gründer ihr Produkt oder ihre Dienstleistung im ersten Gang als Experiment wahrnehmen. Zu einem gelungenen Experiment gehört auch ein gutes Protokoll, um im Wiederholungsfall Fehler zu vermeiden und neue „Rezepte“ zu testen.

6. Haben alle Beteiligten ausgiebig über die Idee nachgedacht?

Blogger Zwilling spricht von „kollaborativem Denken“. Das eigene Team muss genügend Zeit und Raum gehabt haben, um alle Aspekte des neuen Unternehmens durchdacht zu haben. Sind alle Mitarbeiter zu Wort gekommen? Sind alle unbekannten Variabeln ans Licht gekommen? Gibt es an dieser Stelle Zweifel, sollte ein weiteres Brainstorming angesetzt werden.

7. Wer folgt uns in die Ungewissheit?

Einige Probleme und Herausforderungen lassen sich aus der unternehmenseigenen Perspektive kaum aufdecken. Doch guter Rat muss nicht immer teuer sein. Investoren, Partner, potenzielle Kunden und nicht zuletzt professionelle Unternehmensberater sind die richtigen Ansprechpartner für die Reise ins Ungewisse.

8. Brauchen wir ein klar definiertes Ziel?

„Wir wollen Marktführer sein im Segment xy“ oder „Wir sind die beste Lösung für Problem xy“ finden sich häufig in den Köpfen junger Gründer. Ein klares Ziel vor Augen zu haben ist auch nicht vollkommen falsch, andererseits kann eine Frage statt einer Aussage oft weiterführen. „Wie werden wir Marktführer“ oder „Wie finden wir die beste Lösung“ haben dasselbe Ergebnis zur Folge, fördern jedoch einen kreativen Prozess und eine offenere Haltung gegenüber Fehlschlägen und Hindernissen.

9. Wie schaffen wir ein Umfeld der ständigen Nachfrage?

Zwilling macht deutlich: Wer nicht auf dauerhafte Nachfrage setzt, hat in Zeiten ständigen Wertewandels schlechte Karten. Natürlich ist es anstrengend, ununterbrochen die eigenen Ideen zu erklären und sich so auch immer wieder neu zu erfinden. Aber der Aufwand lohnt sich: Kunden- und Mitarbeiterbindung sind gerade für junge Unternehmen eine der größten Herausforderungen.

Für tiefergehende Gedanken über das richtige Fragen und den Durchbruch bei innovativen Unternehmen zu erreichen, empfiehlt Zwilling die Lektüre von Waren Bergers Buch. Um wirklich innovativ zu sein, sind unbequeme Fragen schon vor der Gründung jedenfalls weniger unangenehm, als aus groben Fehleinschätzungen oder gar Überheblichkeit zu scheitern.