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Schwimmendes Atomkraftwerk ausgelaufen

Die russische „Akademik Lomonossow“ ist derzeit das einzige schwimmende Atomkraftwerk der Welt. Mit ihm will Russland entlegene Gebiete mit Energie versorgen, doch Umweltschützer warnen vor Gefahren.

Die Akademik Lomonossow, das derzeit einzige schwimmende Atomkraftwerk der Welt, ist inzwischen unterwegs. Die schwimmende Plattform hat Uranbrennstäbe an Bord und ist mit zwei 35-Megawatt-Atomreaktoren ausgestattet. Selbst übers Wasser fahren kann sie nicht, sie wird von anderen Schiffen gezogen. Sie soll vom russischen Hafen Murmansk durchs Nordpolarmeer bis nach Pewek im Nordosten Sibiriens transportiert werden. Ankommen dürfte sie in der sibirischen Kleinstadt mit gerade einmal rund 4000 Einwohnern ungefähr Mitte September.

Die Akademik Lomonossow ist das Vorzeigeprojekt der russischen Energiewirtschaft. Der Bau soll rund neun Jahre gedauert haben. Das Schiff gehört zum Konzern Rosatom, der im Staatsbesitz ist. Es soll künftig nicht nur Pewek mit Strom versorgen, sondern auch Ölplattformen in der Nähe sowie neue russische Projekte zur Erschließung von Bodenschätzen in der Arktis. Durch die Erderwärmung werden diese Ressourcen leichter zugänglich.

Der Schiffskörper ist gut 144 lang und 30 Meter breit. Die Baukosten lagen bei rund 500 Millionen Euro. Die Lebensdauer soll 40 Jahre betragen. Insgesamt besteht das Wasserfahrzeug aus sechs Stockwerken und hat dem Energiekonzern Rosatom zufolge auch ein Schwimmbad, zwei Saunen und einen Fitness-Club für die Mitarbeiter an Bord.

Läuft die Reise glatt und die Akademik Lomonossow nimmt ihre Arbeit planmäßig auf, könnten weitere schwimmende Atomkraftwerke dieser Art folgen, die andere Regionen Russlands mit Energie versorgen. Der Konzern plant offenbar kleinere Versionen der Akademik Lomonossow zu bauen. Doch nicht nur Russland könnte die Technik langfristig nutzen. Einem Bericht der Tagesschau zufolge hat der Sudan bereits Interesse an solch einem schwimmenden Atomkraftwerk angemeldet.

Umweltschützer warnen allerdings mit Blick auf das Projekt. So wird die Akademik Lomonossow durch ein Gewässer gezogen, in dem sie auf Eisberge stoßen könnte. Greenpeace spricht daher auch von einem „schwimmenden Tschernobyl”. Sollte es zu einer Katastrophe kommen, würde mindestens das Meerwasser über Jahre verstrahlt. Für das Ökosystem wäre es eine Katastrophe.

Der Konzern versucht indes zu beruhigen. Eine Katastrophe sei praktisch unmöglich. Die Akademik Lomonossow habe eine doppelte Hülle und doppelten Boden. Kein Wasser könne in das Innere des schwimmenden Kraftwerks gelangen. Die Besatzung sei zudem für den Unglücksfall ausgebildet worden. Die benutzten Brennstäbe würden alle zehn Jahre abgeholt und am Ural entsorgt, so der Konzern.