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Preisträger: Die Sieger des Deutschen Innovationspreis 2014

Die Gewinner des Deutschen Innovationspreises 2014 samt Initiatoren | Foto: Stefan Obermeier

Bis tief in die Nacht wurde bei der Preisverleihung des Deutschen Innovationspreis 2014 im Bayerischen Hof gefeiert. Ganz besonders euphorisch waren die Geschäftsführer, Gründer und Mitarbeiter derjenigen Unternehmen, die den begehrten Preis mit nach Hause nehmen durften. Wir stellen Ihnen hier in aller Kürze die Preisträger vor. Mehr über die Unternehmen und ihre innovativen Ideen erfahren Sie in der kommenden Ausgabe der WirtschaftsWoche und auf der Themenseite bei WiWo online!

Software für optimierte Verkäufe

Der Versandhändler Otto weiß, was Kunden wollen – bevor die es selbst wissen. Dank der Atomphysik.

Der Hamburger Versandhändler Otto etwa hat mehr als zwei Millionen verschiedene Artikel im Sortiment: T-Shirts und Taschen, Handtücher und Gardinen, Fernseher und Waschmaschinen. Und oft müssen seine Einkäufer schon Monate im Voraus einschätzen, was die Kunden später kaufen.

Wie viele T-Shirts der Marke X, in Rot, Größe M, werden die Kunden in Kalenderwoche 23 bestellen? Wie hoch muss der Verkaufspreis liegen, um alle Artikel an den Mann zu bringen? Und wie viele Käufer werden das T-Shirt zurückschicken?

Um Fragen wie diese treffsicher zu beantworten, hat Otto eine Prognose-Software entwickelt, die ihresgleichen sucht: Für jeden einzelnen Artikel im Sortiment des Versandhändlers berechnet sie tagesaktuell die Verkaufsprognosen der kommenden Wochen oder Monate. Und das deutlich genauer, als es früher möglich war.

Das digitale Orakel hat die Jury des Deutschen Innovationspreises überzeugt. "Unternehmen, die die wachsende Datenflut von Computernetzwerken intelligent auswerten, schaffen sich einen strategischen Vorteil", sagt Frank Riemensperger, Deutschland-Chef der Unternehmensberatung Accenture. "Die Prognose-Software der Otto Group zeigt vorbildlich, wie Big Data Geschäftsprozesse viel effizienter und produktiver macht." Otto belegt daher in der Kategorie Großunternehmen Platz eins.

Drähte mit Gedächtnis

Der Mittelständler Actuator Solutions hat Metallfäden mit Gedächtnis entwickelt. Damit schießen Handys schärfere Fotos.

Es klingt wie Science-Fiction: Damit Urlaubsfotos oder Selfies scharf werden, genügt ein Draht. Aber ein besonderer, denn er kann sich wie ein Muskel zusammenziehen und ausdehnen. Etwa drei Mal dünner als ein menschliches Haar ist er, aber stark genug, um eine Tafel Schokolade mehr als eine Million Mal anzuheben. Das ist kein verspäteter April-Scherz, den Draht gibt es wirklich.

Dieser Draht hat eine Formgedächtnislegierung: Je nachdem, wie stark das Metall erhitzt wird, zieht es sich zusammen; kühlt es ab, nimmt es wieder die alte Form an. Der Metallfaden aus Nickel und Titan behält quasi im Gedächtnis, welche Form er einmal hatte. Um ihn zu steuern, genügt es, Strom hindurchzuleiten. Dabei kann er um bis zu sieben Prozent seiner Länge schrumpfen.

Die ausgefeilte Technik war nicht der einzige Grund für die Jury, Actuator Solutions mit dem Deutschen Innovationspreis zu prämieren. "Die Juroren hat auch begeistert, wie dem Unternehmen der Technologietransfer vom Autobau in den Smartphone-Markt gelungen ist", sagt EnBW-Chef und Jurymitglied Frank Mastiaux. Denn unbekannt waren die Fähigkeiten der Gedächtnismetalle bisher nicht.

Actuator-Chef Markus Köpfer hat auch schon die nächste Idee, wie er sein Produkt einsetzen will: Bald schon soll der Draht nicht mehr nur Bilder in Handykameras scharf stellen, sondern sie auch stabilisieren, um verwackelte Aufnahmen zu vermeiden.

Scharfe Bilder aus dem Körper

Das Start-up iThera Medical erzeugt mit Lichtblitzen Töne. Der verblüffende Effekt hilft Ärzten, Krebszellen aufzuspüren.

Mit Laserimpulsen Druckwellen auszulösen, das ist der neuste Trick, mit dem Forscher Adern, Gewebe oder Zellen sichtbar machen. Bei dieser völlig neuen Darstellungsmethode, der Opto-Akustik, jagen sie kurze Lichtblitze in den Körper. Dort wird das Licht absorbiert, von Haut, Fett oder Blut – je dunkler die Strukturen sind, desto stärker.

Der Effekt: Bei jedem auftreffenden Lichtblitz erwärmt sich das Gewebe und dehnt sich dabei für einen kurzen Moment ein ganz klein wenig aus. Diese Minibewegungen erzeugen wiederum Druckwellen, die wie beim Ultraschall aus dem Körper zurückstrahlen. Diese akustischen Signale registrieren Detektoren, ein Rechner setzt daraus ein Bild zusammen.

Der Vorstandschef des Technologiekonzerns Evonik und Juror des Innovationspreises Klaus Engel ist beeindruckt vom Erfindergeist der iThera-Gründer: "Mit Lichtpulsen Töne zu erzeugen und diese wieder in Bilder zu verwandeln – auf die Idee muss man erst einmal kommen." Und weil diese schonende Diagnosetechnik bisher unsichtbare Dinge wie einzelne Zellen, etwa rote Blutkörperchen, sichtbar macht, haben Engel und seine Mit-Juroren den Münchnern in der Kategorie Start-up den ersten Preis verliehen.

Engel ist überzeugt: "Wenn sich diese Technik durchsetzt und bewährt, können Ärzte in Zukunft viele Krankheiten früher erkennen und besser behandeln."