Elektroauto VW e-up! / Quelle: Volkswagen AG
Das Rennen um die Innovationsmeisterschaft der Automobilbranche ist vorerst entschieden: Volkswagen und Daimler führen die Rangliste der weltweit innovativsten Automobilkonzerne an. Bei der Verleihung des Automotive Innovation Award 2014, der von der Beratungsgesellschaft PwC und dem Auto-Institut Center of Automotive Management (CAM) vergeben wird, räumten die deutschen Konzerne die meisten Preise ab.
In der Kategorie „Innovationsstärkster Automobilkonzern“ sicherte sich Volkswagen den ersten Platz, dicht gefolgt von Daimler und BWM. Der Autobauer aus Wolfsburg überzeugte vor allem mit seiner Technologiekompetenz und den starken Marken Audi, Porsche und VW. Damit bestätigte Volkswagen seinen Vorjahreserfolg und setzte sich weiter gegen die Konkurrenz ab.
Die „Innovationsstärkste Automobilmarke“ ging hingegen an Mercedes-Benz. Mit deutlichem Abstand und der besten Wertung in der Historie der Preisverleihung belegt Mercedes-Benz Rang 1. Verantwortlich für die klare Führung, vor BWM, VW, Audi und Schlusslicht Ford, sind vor allem die Modelle S-, E-, und C-Klasse. Allein die S-Klasse vereint 40 Innovationen auf sich, so die Begründung der Jury.
Innovations-Weltmeister Deutschland
Die Begleit-Studie vom Center of Automotive Management (CAM) weist einen "neuen quantitativen Höhepunkt" im globalen Innovationswettbewerb der Autoindustrie aus. "Deutsche Automobilkonzerne und Automarken überzeugen dabei mit einer Rekordzahl an Innovationen und erreichen weltweit die höchste Innovationskraft", teilt das CAM mit. 18 globale Autokonzerne und deren 53 Marken hat das CAM untersucht.
Die Firmen brachten im Jahr 2013 zusammen 1.010 Neuheiten heraus – davon entfallen allein 41 Prozent (413 Innovationen) auf die deutschen Konzerne BMW, Daimler und Volkswagen, 22 Prozent auf japanische Hersteller und 15 Prozent auf US-amerikanische Hersteller. Damit konnten die deutschen Automobilhersteller in den letzten Jahren ihren Innovationsvorsprung kontinuierlich ausbauen. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 stammten nur 28 Prozent aller Innovationen von deutschen Konzernen.
Kundennutzen nimmt ab
Dennoch warnt die Studie vor Euphorie: Diese Rekordwerte dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Branche in einem Technologiewandel stecke – dessen Folgen teilweise noch nicht abzusehen seien. "Die Automobilindustrie befindet sich in einer ‚Peak Innovation‘-Phase, in der die qualitativen Höhepunkte verschiedener Technologien trotz vieler Neuerungen bereits überschritten sind und der zusätzliche Kundennutzen immer geringer wird“, so Stefan Bratzel, Direktor am CAM in Bergisch-Gladbach.
"Dass die deutschen Herstellerkonzerne mit ihren Kernmarken bei Innovationen derzeit weltweit führend sind, ist eine zentrale Voraussetzung für profitables Wachstums und sichert nicht zuletzt auch Arbeitsplätze in Deutschland. Vor dem Hintergrund einer enormen gesellschaftlichen und technologischen Veränderungsdynamik ist dies allerdings nur eine erfreuliche Momentaufnahme. Wer vom Gas geht, wird in kürzester Zeit überholt", so Bratzel weiter.
Deutsche Zulieferer unter Druck
Auch im Segment der Automobilzulieferer belegen deutsche Unternehmen Spitzenpositionen. In der Top 5 überzeugten der Bosch-Konzern aus Stuttgart, sowie das Zulieferer-Unternehmen ZF aus Friedrichshafen. „Allerdings ist es bemerkenswert, dass drei der fünf Sieger bei den Zulieferunternehmen in diesem Jahr nicht aus Deutschland kommen. Aus unserer Sicht verdeutlicht dies die zunehmend starke globale Vernetzung der Branche", kommentiert Felix Kuhnert, Leiter Automotive bei PwC.
Das wichtigste Technologiefeld in der Automobilbranche bleibt weiterhin der Antrieb. Mit 319 Neuerungen und einem kleinen Plus von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr liegt das Hauptaugenmerk der Hersteller auf der Antriebstechnik. Das Themenfeld Sicherheit bringt es immerhin auf 268 Neuerungen (+26%), gefolgt von 133 Neuerungen bei Informations- und Kommunikationstechnologien, die mit 69 Prozent der am stärksten wachsende Bereich für Innovation ist.
Zukunftstrends Sicherheit und Vernetzung
Zu den wichtigsten Innovationstrends zählen somit die Felder Sicherheit und Vernetztes Fahrzeug. Im Bereich Sicherheits-Innovationen und Vernetzung wurde ein neuer Höchststand erreicht. Trotzdem besteht für deutsche Hersteller ein enormer Innovationsdruck. "Die Vision des autonomen Fahrens rückt näher, wodurch sich das ‚Automobil‘ und die ‚Automobilität‘ grundlegend verändern werden", erklärt Studienleiter Stefan Bratzel. "Die deutschen Hersteller müssen in diesem Zukunftsfeld die technologische Führerschaft weiter aufbauen."
Das Feld der Sicherheitstechnik erfährt damit auch eine ganz neue Qualität. Standen vor Jahren noch eher passive Strategien des Unfallschutzes und der Unfallvermeidung im Vordergrund, so dominierten inzwischen aktive Sicherheits- und Assistenzsysteme. Die neuen Systeme setzen auf den Einsatz von Kollisions-, Abstands- und Spurhalteassistenten und Komfortverbesserungen beim Autofahren.
Insgesamt ist die deutsche Automobilbranche gut aufgestellt. Doch Zeit zum Ausruhen bleibt den Unternehmen kaum: „Für die kommenden zehn bis zwanzig Jahre werden voraussichtlich die Automatisierung des Fahrens sowie alternative Antriebe die Leitmotive des Innovationsgeschehens sein. Beide Bereiche verlangen nach Kompetenzen, die nicht gerade zum Kernbereich der Automobilindustrie gehören. Über die künftige Innovationsführerschaft entscheidet daher nicht nur der Erfindergeist, sondern auch die Kooperationsbereitschaft der Unternehmen“, fasst Stefan Bratzel die Herausforderungen zusammen.