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Netflix: Das Innovations-Rezept der Online-Videothek

House of Cards / Quelle: Netflix

Spätestens mit dem Erfolg der Serie „House of Cards“ war die Video-on-Demand Plattform Netflix auch hierzulande in aller Munde. Der brilliante Kevin Spacey lockte und lockt als skrupelloser Politiker Frank Underwood ein Millionenpublikum vor die Bildschirme.

Sogar Grünen-Politiker Jürgen Trittin ließ sich zu einer Besprechung der Serie hinreißen – inklusive Max Webers politischer Theorie und einiger interessanter Anekdoten aus dem Berliner Politikbetrieb.

Morgen wird der offizielle Deutschland-Start der Online-Videothek erwartet. Die Gerüchteküche brodelt schon jetzt. Erste Serien-Angebote werden bekannt und auch das Preismodell ist wohl schon durchgesickert. Sogar die App ist bereits vor dem Start zu haben.

Klar ist auch: Es wird Kooperationsmodelle mit Telekom und Vodafone Deutschland geben. Nur ein Hype? Wohl kaum: Mit mehr als 15.000 Filmen und Serien und gut 50 Millionen Nutzern in 40 Ländern der Welt ist Netflix ein ziemlich großer Fisch.

Ein Paradebeispiel für gutes Innovationsmanagement

Das Erfolgsrezept des Unternehmens basiert auf Anpassung, Antizipation und einer Portion Mut und Glück. 1997 im kalifornischen Los Gatos gegründet hat Netflix eine steile Entwicklung hingelegt. Angefangen hat die Firma als DVD-Verleiher.

Anders als klassische Videotheken konnte der Kunde bequem von Zuhause aus bestellen und bekam die DVD per Post – samt ausreichend frankiertem Rückumschlag. Damals war das noch eine Marktlücke, die Netflix geschickt zu nutzen wusste.

Auch die Entscheidung bereits Anfang der 2000er Jahre gute zehn Millionen Dollar in die betriebsinterne Forschung und Entwicklung von Streaming-Angeboten zu stecken ist rückblickend genauso gewagt wie entscheidend für den späteren Erfolg von Netflix.

Fast zehn Jahre später startet das Unternehmen dann das erste Mal ein Video-on-Demand Angebot im Netz. Experten sagen, dass der kalifornische Streaming-Dienst ein Paradebeispiel für das Innovationsmanagement ist. Frei nach dem Motto: Think Big – Start Small – Fail Quickly – Scale Fast.

Netflix kann auf Erfahrungen und ein solides Netzwerk bauen

Doch bringt Netflix wirklich die viel beschworene Fernseh-Revolution nach Deutschland? Fakt ist: Video-on-Demand hat den amerikanischen Markt vollkommen verändert. Serien wie „House of Cards“ oder „Orange is the New Black“ sind riesige Erfolge. Auch die Emmy-Nominierungen sprechen eine eigene Sprache – immerhin 31 an der Zahl waren es zuletzt.

Kritiker entgegnen, dass Portale wie Amazon Prime Video, Watchever oder Maxdome bereits große Teile des Marktes besetzen und mit Netflix keine wirkliche Neuerung kommt. Doch das stimmt nur zum Teil.

Denn Netflix hat es in der Vergangenheit geschafft, ein Netzwerk zu spannen, dass weit über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinausgeht. Schon in den späten 1990er Jahren begann das Unternehmen strategische Partnerschaften mit Produktionsstudios zu etablieren. Nur so waren Qualitätsprodukte wie House of Cards überhaupt möglich. Auch die Erfahrungen im Streaming-Markt sind nicht zu unterschätzen. Netflix war immerhin der erste größere Anbieter auf dem Markt.

Wettbewerb nutzt den Zuschauern

Insbesondere die klassischen Fernsehsender hierzulande könnte das unter Druck setzen. Medienwissenschaftlerin Tanja Weber von der Universität Köln meint im Interview mit der Welt: „Wenn Angebote wie Netflix in Deutschland mit ihren Serien und Filmen populärer werden, wird das auch dazu führen, dass das klassische Fernsehen auf diese neuen Möglichkeiten mit mehr und vor allem besseren Qualitätsproduktionen reagiert. Davon bin ich überzeugt. Da geht es um Wettbewerb, der am Ende vor allem den Zuschauern nützen wird.“

Die Entwicklung lässt selbst die Öffentlich-Rechtlichen nicht kalt. Am Wochenende meldete das ZDF, dass es zukünftig auf den Google-Stick Chromecast setzen will. Damit zog das ZDF jetzt mit anderen Sendern wie Arte und RTL gleichauf. Ein Anfang ist schon gemacht.