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Nachwuchsforscher: Die besten Ideen aus 50 Jahren „Jugend forscht“
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Nachwuchsforscher: Die besten Ideen aus 50 Jahren „Jugend forscht“

Schüler experimentieren

Die 1960er Jahre waren eine bewegte Zeit. Der erste bemannte Raumflug, die Zündung der Zar-Bombe, der Contergan-Skandal, die Mondlandung – zahlreiche wissenschaftliche Innovationen auf dem schmalen Grat zwischen Fortschritt und Risiko.

In Deutschland herrscht Anfang der 1960er Jahre „Bildungsnotstand“. Ein Mangel an Geld, Lehrern und Schulen macht sich bemerkbar. Die Politik reagiert mit Reformen. Doch Henri Nannen, Gründer und damals Chefredakteur des Stern, reicht das nicht. Er gründet die Initiative „Jugend forscht“ – mit großem Erfolg.

10.000 Bewerbungen jedes Jahr

Im Dezember 1965 rief Nannen das erste Mal zur Teilnahme auf. „Wir suchen die Forscher von morgen“, lautete das Motto damals. Immerhin 244 Mädchen und Jungen aus elf Bundesländern beteiligen sich. 50 Jahre später bewerben sich pro Jahrgang mehr als 10.000 Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland.

Gut 250 Partner aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft unterstützen die Initiative. Mehr als 10 Millionen Euro stehen heutzutage zur Verfügung. In 50 Jahren „Jugend forscht“ sind so unzählige Ideen, Erfindungen und Innovationen entstanden.

Ein Informatiker vor seiner Zeit

So wie der Computer von Theodor Hildebrand. Er findet die mechanischen Relais-Rechengeräte an seiner Schule langweilig und hat die Idee, stattdessen Halbleiter für die Schaltkreise des Geräts zu benutzen. 1200 Arbeitsstunden später kann er einen schubladengroßen Elektronenrechner präsentieren mit dem einfache mathematische Rechnungen zu lösen sind.

Damit ist er seiner Zeit voraus – die Informatik steckt damals noch in den Kinderschuhen. Hildebrand wird 1966 erster Bundessieger in der Geschichte des Wettbewerbs, findet sogar einen Käufer für seinen Computer und legt so den Grundstein für eine wissenschaftliche Karriere. Theodor Hildebrands Erfolg gibt auch der Initiative „Jugend forscht“ Aufschub.

Flughöhe: 8400 Meter – Kosten: 1,90 DM

Für Nikolaus und Victor Brantl muss das Raumfahrtprogramm der 1960er Jahre eine Inspiration gewesen sein. Die beiden Vettern haben ein gemeinsames Ziel: Eine billige, ungefährliche und ausbaufähige Rakete zu Experimentierzwecken herzustellen. Nach jahrelanger Arbeit und zahlreichen kleineren und größeren Zwischenfällen gelingt es ihnen schließlich.

Beim Bundeswettbewerb 1969 präsentieren sie ein Raketenmodell aus Papier, das es mit seinen 80 cm Länge und einem Durchmesser von 5,5 cm auf eine unglaubliche Flughöhe von 8400 m schafft – Materialkosten: Knapp zwei Mark. Die beiden Erfinder stehen im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. „Selbst das Fernsehen kam“, berichtet Victor, der Jüngere der beiden.

Cyberware anno 1978

Der farbenblinde Neil Harbisson gilt als der erste staatlich anerkannte Cyborg der Welt. Er trägt einen Chip am Hinterkopf aus dem eine Antenne mit einem optischen Sensor heraus ragt. Das Gerät lässt ihn Farben hören – und soll schon nächstes Jahr in seinen Kopf implantiert werden.

1978 war so ein Cyberimplantat noch Science-Fiction. Doch die Idee eines akustischen Farbdetektors gab es bereits. Andreas Gruhle gewann mit dem mehr oder weniger handlichen Gerät den 1. Preis in der Kategorie Arbeitswelt.

Heute Siri – damals Sascha

Jeder zweite Smartphone-Besitzer spricht heute mit seinem Handy. Programme wie Siri helfen bei der Orientierung, können Musiktitel erkennen, erinnern an Termine und verlesen den Wetterbericht. Dierck Schleicher fand das Thema Spracherkennung schon 1983 spannend. Sein Ziel: Ein „System zur Analyse von Sprachschall“ – kurz SASCHA genannt.

Schleicher baute eine Schaltung, die das vom Mikrophon kommende Lautsignal über eine Frequenzanalyse und durch Umwandlung in Gleichspannungen für den Computer erfaßbar macht. Als Anwendungsbeispiel baute er ein Behindertentelefon: Die Nummer wird diktiert, und der hörende Computer wählt.

Wie Roboter fühlen lernen

Obwohl es schon vor 1998 menschenähnliche Roboter gibt, die stark genug für schwere handwerkliche Aufgaben sind, bleibt ein Problem: Sie können nicht unterscheiden, ob ein Hindernis weich ist oder hart, leicht oder schwer, ob es sich wegschieben lässt oder ob sie ausweichen müssen.

Karsten Weiß ist auf dem besten Weg, dieses Manko der Roboter durch künstliche, mit Sensoren besetzte Haut auszugleichen. Er erringt mit seiner Entwicklung den ersten Platz beim Bundeswettbewerb „Jugend forscht“. Das Thema lässt ihn nicht mehr los. Er studiert Maschinenbau und gründet seine eigene Firma – Weiß Robotics, die bis heute Robotertechnik vertreibt.

Es geht wieder los!

Unter dem Motto „Es geht wieder los!“ startet „Jugend forscht“ am 25. September in die 50. Wettbewerbsrunde. Abgabeschluss der Arbeiten für die Regionalwettbewerbe ist Samstag, der 31. Januar 2015. Die Endausscheidung des Bundeswettbewerbs – nach Regional- und Landeswettbewerben – wird von Mittwoch, den 27. Mai bis Sonntag, den 31. Mai 2015, in Ludwigshafen bei der BASF ausgetragen.

Lesen Sie am Mittwoch Teil 2 der besten Ideen aus 50 Jahren „Jugend forscht“!