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Internet der Dinge: Deutschland gehört zur Weltspitze

Das Geschäft mit vernetzten Maschinen, Geräten und Produkten wächst rasant und könnte schon bald für Umsätze in Milliardenhöhe sorgen. Die Unternehmen der Bundesrepublik sind Vorreiter auf dem Gebiet.

Not macht erfinderisch, heißt es oft. In Deutschland treibt die Not, mit der Digitalisierung Schritt zu halten, die Innovationen voran. In einem der wichtigsten Zukunftsmärkte, dem Internet der Dinge (englisch: Internet of Things, IoT), gehört die Bundesrepublik mittlerweile zur absoluten Weltspitze. In den kommenden fünf Jahren könnten die Umsätze im Bereich der vernetzten Geräte im industriellen Bereich jährlich um 19 Prozent wachsen. Bis 2022 würde allein in Deutschland der Umsatz mit dem sogenannten Industrial-IoT auf 16,8 Milliarden Euro klettern. Das ist das Ergebnis einer Studie, die eco, der Verband der Internetwirtschaft zusammen mit der Beratung Arthur D. Little (ADL) durchgeführt hat.

Weltweit gehöre Deutschland zu einer der führenden Nationen, heißt es darin. Zum einen sei die Roboterdichte hierzulande sehr hoch. Zum anderen sei die innovative Industriestruktur sehr breit. Beides führe dazu, dass Deutschland eines der führenden Länder auf dem Gebiet der Industrie 4.0, also einer komplett vernetzten Industrie, sei. „Industrial-IoT ist wesentlich für den Erhalt und den Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auf den Weltmärkten“, sagt eco Geschäftsführer Harald Summa. Die Industrie, erwartet er, könne zusammen mit der Internetwirtschaft enorme Potenziale entfalten. Auch wenn das bedeute, dass in den Firmen ein schmerzhafter Umbau durchlebt wird, wie Lars Riegel von Arthur D. Little sagt: „Die Digitalisierung der Industrie und des Mittelstands ist in der Umbruchphase unbequem. Langfristig sichern diese Maßnahmen aber die Position der deutschen Industrie im globalen Wettbewerb.“

Insbesondere die Automobilbranche und die Maschinenbauer brächten die Vernetzung der Geräte in der Bundesrepublik voran, beobachten die Studienautoren. Zusammen machen die beiden Branchen etwa 50 Prozent des Umsatzes im B2B-Bereich aus. Getrieben sei das Umsatzwachstum vom Umbau von analogen zu digitalen Produktions- und Fertigungsprozessen.

Verfolgt werde hier, aber auch in anderen Branchen, der sogenannte Brownfield-Ansatz. Statt eine Infrastruktur komplett von Grund auf neu zu entwickeln (Greenfield), werden die Komponenten hier nur nachgerüstet. Mit relativ geringen Mitteln können so viele Maschinen in IOT-Netze integriert werden. Auch das treibe die Innovation in Deutschland rasch voran.

Wie wichtig das Thema der deutschen Industrie und dem Mittelstand ist, zeigen weitere Studien. Die Unternehmensberatung Bain & Company etwa sagt voraus, dass bis 2020 rund 60 Prozent aller Firmen erste IOT-Lösungen implementiert haben, bis 2025 werden sich nahezu alle Unternehmen für eine Umsetzung entschieden haben. Bis dahin, so die Experten der Strategieberatung, werde es einen harten Kampf mit aggressivem Marketing geben. Immerhin geht es um ein Multi-Milliarden-Geschäft, das es zu erobern gilt.

Bisher sind die Kunden aber noch skeptisch, wie die Unternehmensberater bei Bain herausgefunden haben. Viele Manager seien in Sorge um ihre Daten und würden den Nutzen einer großen, einheitlichen Vernetzung noch nicht vollends erkennen. Größere, multinationale Unternehmen mit all umfassenden Lösungen hätten bisher weniger Zugriff auf die Kunden als kleine, hoch spezialisierte Nischenanbieter. Deren Abnehmer leuchtete der Nutzen der Lösungen häufig eher ein.

Um dem entgegenzuwirken, rechnet Bain mit aggressivem Marketing seitens der großen IoT-Vorreiter wie etwa Siemens, Bosch oder auch General Electric. Diese werden vor allen auf das Vertrauen ihrer Kunden setzen, dass sie sich in der herkömmlichen Industrie aufgebaut haben. Auf Dauer sehen die Unternehmensberatung auch für sie Chancen, große Teile des Marktes zu besetzten. Der Kampf um die vernetzte Industriewelt geht 2018 in die heiße Phase.