Das Forschungs- und Entwicklungsteam der "Process Workbench"
Geschäftsprozesse prägen den Alltag von Unternehmen. Dabei kommt es nicht darauf an, ob es sich um eine Ich-AG, einen kleinen Mittelständler mit einigen hundert Mitarbeitern oder ein börsennotiertes Großunternehmen handelt – ohne eine routinierte Prozessabwicklung läuft nichts. Prozesse sind das Öl im Getriebe des Betriebsmotors.
Sobald Personal eingestellt wird, die Buchhaltung tätig ist oder bei der Wareneingangs- und Ausgangskontrolle sind gut koordinierte Prozesse von entscheidender Bedeutung. Dabei sind einige Abläufe von wiederkehrendem Charakter, während andere Ad-hoc funktionieren müssen. Mal sind wenige beteiligt, ein anderes Mal viele. Je komplexer der Prozess, umso schwieriger wird der reibungslose Ablauf.
Deshalb setzen Unternehmen auf Prozessmodellierung und Management. Seit gut zehn Jahren auch mit Hilfe der Prozesssprachen BPMN (Business Model and Notation) und neuerdings CMMN (Case Management Model and Notation). Mit BPMN und CMMN können Unternehmen ihre Geschäftsprozesse und Arbeitsabläufe modellieren und auf diese Weise überschaubar machen. Beide Prozesssprachen haben ihre Vorteile und finden in Unternehmen aller Art ihre Anwendung: BPMN spielt seine Stärken bei Routineprozessen aus, während CMMN bei agilen und flexiblen Prozessen punktet.
Forscher der Universität Bayreuth präsentieren jetzt ein neuartiges Prozessmanagementsystem, welches die Vorteile beider Prozesssprachen miteinander kombiniert. Das Forschungsteam am Lehrstuhl für Datenbanken und Informationssysteme „übersetzt“ mit ihrer Process Workbench zwischen den beiden Sprachen. Dadurch können sämtliche Prozesse eines Unternehmens in einem einzigen System automatisiert werden.
Das in drei Teilsysteme – bestehend aus Workbench, Navigation und Observation – untergliederte Managementsystem erlaubt es dem Anwender, je nach Bedarf das für ihn am besten passende Werkzeug zu nutzen. Eine weitere Neuerung gegenüber klassischer Modellierung: Process Workbench kann aus Protokolldaten, die im laufenden Betrieb gesammelt werden, teilautomatisiert ein Modell erstellen. Das kann möglicherweise Zeit und Geld sparen.
Zurzeit befindet sich das System bei vier mittelständischen Unternehmen aus Oberfranken im Einsatz. Es handelt sich zwar derzeit noch um eine Evaluierungsphase, doch zwei der Unternehmen haben bereits eine Integration in zukünftige Projekte angekündigt. Auch einige Kliniken in der Umgebung von Bayreuth haben bereits Interesse angemeldet. Weitere Interessenten können sich auf der CeBIT 2014 über das Projekt informieren. Zu sehen sein wird es in Halle 9 beim Gemeinschaftsstand „Bayern Innovativ“.