Firma Blau und Rot im Vergleich - ein Gedankenexperiment. / Quelle: Screenshot Youtube, Innolytics GmbH
Unternehmen stehen ständig unter Innovationsdruck. Oft hängt der eigene wirtschaftliche Erfolg maßgeblich von der Innovationsfähigkeit ab. Doch wie halten Manager und Mitarbeiter diesem Druck stand? Wie wird und wie bleibt ein Unternehmen innovativ?
In einer fünfteiligen Serie erklärt Dr. Jens-Uwe Meyer, Innovationsexperte und Geschäftsführer der Innovationsberatung Innolytics GmbH, alles Wichtige rund um das Thema Innovationsmanagement im Unternehmen.
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Für 2015 lässt sich vieles nicht vorhersagen: Die Entwicklung der Aktienkurse, die Benzinpreise und das Wetter. Eines jedoch ist sicher: Wer die aktuellen Forschungstrends und Themen der Fachkonferenzen zum Thema ansieht wird erkennen, dass sich das Innovationsmanagement drastisch wandelt. Weg vom rein prozessorientierten Denken und Handeln, hin zu vielfältigeren Ansätzen. Im kommenden Jahr wird es verstärkt um Fragen wie diese gehen:
Wie können wir neben inkrementellen Verbesserungen auch radikale Innovationen vorantreiben?
Wie lassen sich Inkubatoren managen und die Ergebnisse von Entwicklungen in Unternehmen integrieren?
Wie lässt sich die Innovationsfähigkeit von Unternehmen analysieren und langfristig optimieren?
Innovationsfähigkeit – eine Schlüsselkompetenz für Unternehmen
Was bedeutet Innovationsfähigkeit? Stellen Sie sich zwei verschiedene Unternehmen vor: die Blau GmbH und die Rot GmbH. Beide Unternehmen entwickeln eine neue Dienstleistung für Geschäftskunden. Die Blau GmbH braucht dafür knapp 60 Arbeitstage und beschäftigt drei Mitarbeiter. Die Rot GmbH braucht 240 Arbeitstage und fünf Mitarbeiter. Das hat wirtschaftliche Folgen: Die internen Kosten betragen bei der Blau GmbH (je nach Gehalt der Mitarbeiter) 30.000 – 50.000 Euro, bei der Rot GmbH weit über 200.000 Euro. Woran liegt das?
Eine Analyse der einzelnen Stufen des Innovationsprozesses bringt es an den Tag: Die Blau GmbH bewältigt alle Schritte schneller und zügiger: Ideen werden in einem Viertel der Zeit gegenüber der Blau GmbH entwickelt, die Konzeptentwicklung, die Prototypengestaltung, die Akzeptanztests und die Maßnahmen der Markteinführungen gehen deutlich schneller.
Innovationsfähigkeit führt zu Innovationseffizienz
Dieser Unterschied hat für die Innovationsleistung der beiden verschiedenen Unternehmen dramatische Folgen: die Blau GmbH bringt vier Innovationen pro Jahr auf den Markt, die Rot GmbH nur eine. Gehen wir davon aus, dass nur jede vierte Innovation eine wirkliche Durchbruchsinnovation ist – also überdurchschnittlich hohe Umsätze und Gewinne erzielt werden kann – dann gelingt der Blau GmbH jedes Jahr eine Durchbruchsinnovation, der Rot GmbH jedoch nur alle vier Jahre. Welches Unternehmen schafft am Ende mehr Wachstum durch Innovation?
Innovationsfähigkeit ist die Fähigkeit, Innovationen schneller mit geringerem Aufwand auf den Markt zu bringen. Innovationsfähigkeit führt zu Innovationseffizienz. Es ist vergleichbar mit Energieeffizienz. In zwei Häusern herrscht eine angenehme Raumtemperatur von 23 Grad. Der Unterschied: Das energieeffiziente Haus erreicht das gleiche Ergebnis mit deutlich weniger Aufwand.
Bei der Rot GmbH bremsen zahlreiche sogenannte „versteckte Innovationsbarrieren“die Effizienz, die das Unternehmen bei der Umsetzung benötigt. Das Unternehmen fährt mit der sprichwörtlich „angezogenen Handbremse“.
Die wichtigsten Innovationsbarrieren und ihre Auswirkungen
Strukturelle Barrieren: Innovationsprozesse und Abläufe, die Innovation eigentlich fördern sollten, werden mehrheitlich als bremsend betrachtet.
Barrieren im Anreizsystem: Mitarbeiter kennen keine festgelegten Innovationsziele, das Anreizsystem ist auf operative Erfolge ausgelegt.
Barrieren an den Schnittstellen zwischen verschiedenen Fachbereichen.
Dies sind nur drei Beispiele von knapp 200 wissenschaftlich nachgewiesenen Innovationsbarrieren. Nicht jede dieser Barrieren ist gleich wichtig für jedes Unternehmen und jede Situation. Bei der Umsetzung inkrementeller Verbesserungen sind andere Barrieren zu beachten, als beispielsweise beim Aufbau bislang nicht existierender Märkte – also radikalere Formen von Innovation. Es gilt, die für ein Unternehmen oder eine Unternehmenseinheit in der jeweiligen Situation relevantesten Innovationsbarrieren zu identifizieren.
Ihre Innovationsstrategie für 2015
Stellen Sie sich vor: innerhalb Ihres Unternehmens sind alle Abteilungen und Fachbereiche offen für Innovation und treiben eigene Innovationsprojekte voran. Was würde das für Sie bedeuten?
Das Produktmanagement würde mit deutlich geringerem Aufwand schneller neue Angebote in den Markt bringen, es würde schnelleres Feedback erhalten und die Anzahl von Durchbruchsinnovationen drastisch erhöhen.
Der organisatorische Aufwand für die Bearbeitung des Tagesgeschäfts würde kontinuierlich sinken, weil Mitarbeiter in allen Fachbereichen ständig auf der Suche nach neuen und besseren Wegen wären.
In ihrem Vertrieb wäre es selbstverständlich, dass neue Wege zum Kunden, effektivere Wege der Kundenansprache und neue Märkte kontinuierlich erkundet werden.
Ihre Finanzabteilung würde nach innovativen Wegen suchen, Kennzahlensysteme zu verbessern, zu optimieren und die Bedeutung des Finanzcontrollings an Führungskräfte aus operativen Bereichen zu vermitteln.
Ihr Employer Branding als innovatives Unternehmen würde sich verbessern, sie wären deutlich interessanter für die aufgeschlossensten und besten Köpfe.
Das alles ist keine Fantasie. Knapp 300 wissenschaftliche Forschungsarbeiten aus über 20 Ländern haben deutlich gezeigt: Innovationsfähigkeit lässt sich genauso entwickeln wie ein Muskel beim Fitnesstraining oder die Fähigkeit, seine Pizza im Restaurant auf italienisch zu bestellen. Innovationsfähigkeit führt zu mehr Innovationseffizienz und damit fast automatisch zu größeren Innovationserfolgen.
Gewinnen Sie einen ersten Eindruck von Ihrer Innovationsfähigkeit und testen Sie das eigene Unternehmen auf www.innolytics.de.
Weiterführende Links zum Thema:
So machen Sie ihr Unternehmen fit für Innovation (Gastbeitrag vom 03.11.14)
Video: Innovationsfähigkeit steigern mit Innolytics
Innovationsforschung: Woran Wissenschaftler arbeiten
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Jens-Uwe Meyer gehört zu den führenden Experten zum Thema Innovation in Deutschland. Er promovierte über die Innovationsfähigkeit von Unternehmen und ist Autor von acht Fachbüchern zum Thema Innovation. Sein Unternehmen, die Innolytics GmbH, bietet ein wissenschaftlich basiertes Webtool zur Messung der Innovationsfähigkeit an.