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Innovationsforum 2015: Was Industrie 4.0 für die Wirtschaft bedeutet

Kuka-Manager Dominik Bösl stellt bei seinem Vortrag auf dem Innovationsforum einen Industrieroboter der nächsten Generation vor. / Quelle: Thorsten Jochim

Den Rasen mähen sie schon länger, die Wohnung saugen sie auch: Roboter sind im Haushalt angekommen und nehmen uns lästige Arbeiten ab. Nun steht die zweite Generation der Maschinenhelfer kurz vor der Marktreife. Etwa ein Roboterarm, der am Herd verschiedene Gerichte zubereitet, so gut wie ein Sternekoch. Oder rollende Helfer, die älteren, wenig beweglichen Menschen auf Zuruf ein Buch oder eine Decke bringen.

Schon bald werden die Blech-Bediensteten unsere Gesten verstehen und auf einen Wink reagieren. Und anhand unserer Gespräche erahnen, dass es Zeit wird, die Getränke zu servieren. „Wir erleben eine Revolution in der Robotik“, erklärte Dominik Bösl, Corporate Innovation Manager des Roboterhersteller Kuka, auf dem von der Unternehmensberatung Accenture organisierten Innovationsforum in München. Die Veranstaltung findet traditionell im Vorfeld der Verleihung des Deutschen Innovationspreises statt.

Bösl war einer der vielen Manager, Unternehmer und Gründer, die ihre Ideen und Erwartungen zur nächsten Stufe der digitalen Revolution vorstellten. Sie wird das traditionelle Geschäft der deutschen Industrie tiefgreifend verändern – und auch die Art, wie wir arbeiten. Diese technologische Disruption bietet aber gleichzeitig die Chance, Unternehmens- wie Privatkunden zahlreiche neue und attraktive Dienste anzubieten, so das Fazit der Experten.

Allein die Umsätze mit Robotern sollen sich bis 2030 auf 680 Milliarden Dollar gegenüber heute mehr als verdoppeln. „Es wird eine Generation R heranwachsen, für die intelligente, autonome Roboter zum Alltag gehören werden“, erwartet der Kuka-Manager. Damit das passiert, müssen die Maschinen mit Sensoren aufgerüstet werden, damit sie etwa erkennen, wenn ihnen ein Mensch gefährlich nahe kommt. Sie werden zudem ständig mit dem Internet verbunden sein, um in riesigen Rechenzentren per künstlicher Intelligenz die vielen anfallenden Daten auszuwerten. Diese totale Vernetzung smarter Maschinen firmiert unter dem Begriff Industrie 4.0 – und bestimmt gerade die Debatten um die Zukunft des Wirtschaftsstandorts.

Auch viele andere Geräte und Maschinen werden die Ingenieure aufrüsten. Etwa Aufzüge, wie Andreas Schierenbeck berichtete. Er ist Vorstandsvorsitzender des größten deutschen Liftherstellers ThyssenKrupp Elevator. Schon heute stattet das Unternehmen Aufzüge so mit Sensoren aus, dass sie bis zu drei Monate bevor ein Defekt auftreten wird, automatisch einen Servicetechniker rufen. Das reduziert die Wartungsarbeiten und verhindert, dass jemand im Aufzug stecken bleibt.

Das Internet der Dinge verändert die Arbeitswelt

„Wir müssen aufhören nur über das Internet der Dinge zu reden und anfangen es zu schaffen“, so das Credo von Jackson Bond, Gründer des bereits mehrfach preisgekrönten Start-ups relayr. Das Unternehmen bietet dafür eine sensorbasierte Komplettlösung an.

Ob Kleidungsstück, Druckmaschine oder Getränkeautomat – mit relayr sollen Produkte jeglicher Art unkompliziert und schnell eine Internetverbindung sowie zahlreiche Sensoren erhalten. Das Produkt trägt den klingenden Namen Wunderbar und kommt in der Form einer Schokoladentafel daher.

Damit Unternehmen mit Hilfe derartiger Systeme neue Dienste und Produkte entwickeln können, benötigen sie eine andere Innovationskultur als bisher, erklärte Michael Kaschke, Vorsitzender des Konzernvorstandes bei Carl Zeiss, Branchenführer im Bereich der optischen Industrie.

Kaschkes Managementkonzept: „Erfolge müssen sichtbar gemacht werden. Das geschieht bei uns zum Beispiel durch die Verleihung eines unternehmensinternen Innovationspreises. Das ist ein wichtiger Aspekt einer gelebten Innovationskultur.“ Daneben gab es ein aufwendiges internetgestütztes Schulungsprogramm für Führungskräfte, organisiert von der renommierten US-Wirtschaftshochschule Harvard Business School.

Die Firmen müssen aber sich nicht nur im Inneren ändern, sie müssen sich auch öffnen. „Unsere Innovationsprozesse müssen sich grundsätzlich ändern. Deshalb setzen wir bei innosabi auf Crowdsourced Innovation. Damit bringen wir externes Wissen in die Unternehmen ein.“ Gerade etablierte Unternehmen müssten eingefahrene Wege verlassen und Experimente wagen, so Gründerin Catharina van Delden.

Doch was bedeuten diese Umbrüche für die Beschäftigten? „Wir müssen die Arbeitswirklichkeit der digitalen Welt anerkennen. Roboter werden vom Werkzeug zum Kollegen“, sagte Constanze Kurz, Vorstandsmitglied der IG Metall, Leiterin des Gewerkschafts-Thinktanks „Zukunft der Arbeit“.

Diese Entwicklung sei aber auch mit Risiken verbunden. „Die entscheidende Frage ist, ob diese technischen Assistenten zur Entlastung oder zur Überwachung eingesetzt werden. Es besteht das Risiko des „gläsernen“ Beschäftigten“, so Kurz. Neue, dienstleistungsorientierte Wertschöpfungsketten forderten zudem neue Maßstäbe bei der Qualifizierung von Arbeitnehmern.

Frank Riemensperger, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Accenture Deutschland schloss dann auch mit dem passenden Fazit: „Ohne die Menschen mitzunehmen ist Innovation nicht zu machen.“