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Innovations-Dilemma: Innovation ist gescheitert – vorläufig

Studie "Innovation as unusual" der PA Consulting Group / Quelle: PA Consulting Group

In einer Befragung der Unternehmensberatung PA Consulting Group unter 750 Führungskräften in 15 Ländern und neun Branchen bezeichnet fast die Hälfte (46 Prozent) der Befragten ihre Innovationsaktivitäten als „kostspielige Fehlschläge“. Genau 50 Prozent aller Unternehmen haben brillante Ideen aus vermeidbaren Gründen scheitern sehen. Die Studie stellt fünf „Innovations-Killer“ vor, die Führungskräfte bedenken müssen, um Ideen erfolgreich umzusetzen:

  1. Unterschiedliche Definitionen
    Bei der Umfrage geben mehr als die Hälfte der Befragten an, mit dem Begriff „Innovation“ unterschiedliche Dinge zu verbinden. Wie können Unternehmen ohne einheitliches Verständnis übereinstimmende Innovationsziele erreichen? Dies ist auch für 64% der Befragten in Deutschland ein Phänomen.

  2. Risikoangst
    Fast drei von fünf Organisationen (58%) geben an, potenziell erfolgreiche, jedoch risikoreiche Innovationen meist nicht zu unterstützen. 19% nennen risikoscheue Unternehmenskultur als größtes Hindernis für Innovationen. Fast die Hälfte (47%) gibt zu, keine Vorreiterrolle für Innovationen anzustreben.

  3. Motorversagen
    Unternehmen haben Probleme, ihre besten Ideen zeitnah zu entwickeln und zu kommerzialisieren. Zu den drei am häufigsten genannten Innovations-Killern gehören schwierige Skalierbarkeit und schlechte Umsetzung der Ideen. Weiterhin räumen 42% ein, beim Thema Innovation mehr zu reden als zu handeln – in Deutschland sagen das 35% der Befragten, Großbritannien hat mit 62% den höchsten Wert.

  4. Scheitern am ROI
    Nur die Hälfte der Unternehmen versucht, die Rendite von Innovationsprojekten zu prognostizieren. Für ein Viertel der Befragten ist die schwierige Messung des ROI das größte Hindernis für Innovationen im Unternehmen.

  5. Geldmangel
    Als größten Innovations-Killer nennen die Befragten das Fehlen von Budget, Mitarbeitern und Kompetenzen. Mangelnde Investitionen werden ebenfalls als eines der drei größten Hindernisse für Innovationen angesehen.

Deutschland – Innovationsland?

Zurückhaltend zeigt sich auch Deutschland: kleine Innovationsschritte werden hier den bahnbrechenden Neuerungen vorgezogen. Zugleich sind Unternehmen in Deutschland selbstbewusst zu ihrer Innovationsfähigkeit: acht von zehn (mehr als in jedem anderen Land der Studie) reklamieren die richtigen Kompetenzen, um Ideen zu generieren und zu realisieren. Hier haben nur 35% der Befragten brillante Ideen aus vermeidbaren Gründen scheitern sehen, aber immerhin berichten auch 47% von Innovationen als kostspieligen Fehlschlägen. 56% streben eine Vorreiterrolle an.

„Dennoch liegt der Fokus auf kontinuierlicher Verbesserung statt auf radikaler Veränderung, und 76% der Befragten sehen besseren Mehrwert in dieser Innovation mit kleinen Schritten“, erklärt Thomas Brand, Innovationsexperte bei PA. „Dabei sehen viele Unternehmen große Chancen, aber auch Risiken für eigene Geschäftsmodelle in immer öfter genutzten neuen Technologien wie 3D-Printing, Augmented Reality oder Wearable Technologies.“

Nach den größten Innovationshürden in Organisationen gefragt, steht auch in Deutschland (33%) die schwierige Skalierbarkeit von Ideen an der Spitze. Eine Lösung liegt in der Zusammenarbeit, um Ideenentwicklung zu beschleunigen. ‚Open innovation’ ist für 60% der Unternehmen in Deutschland die wichtigste Strategie um Innovation zu verbessern. 26% honorieren und incentivieren Mitarbeiter für Innovationen – hier ist Deutschland mit Schweden führend im Ländervergleich, und 33% sehen großen Einfluss der Führungskräfte auf die Nutzung von Innovation.

Spreu vom Weizen trennen – Innovation Leaders

Die Umfrageergebnisse verweisen auf Eigenschaften, die eine kleine Gruppe von ‚Innovation Leaders‘ auszeichnen. Diese Befragten glauben fest daran, dass ihr Führungsstil Innovationen vorantreibt und unterstützt. Sie erzielten in den letzten zwölf Monaten doppelt so häufig ein EBITDA-Wachstum von 10% oder mehr.

Diese Verhaltensweisen unterscheiden Innovation Leaders von Innovation Followers:

  1. Innovationen sind das Hauptziel der Firma
    65% Leader vs. 35% Follower

  2. Digitale Technologien werden zur Beschleunigung und Effizienzsteigerung aller Innovationsaktivitäten eingesetzt
    55% Leader vs. 20% Follower

  3. Innovationen sind das Herzstück von Unternehmenskultur und -mission
    71% Leader vs. 43% Follower

  4. Vorreiterrolle wird angestrebt
    73% Leader vs. 45% Follower

  5. Aus Innovationsfehlern muss man schneller lernen
    90% Leader vs. 60% Follower

Innovation verinnerlichen – für die Zukunft

Innovationen müssen einen zentralen Platz im Bewusstsein einer Organisation einnehmen. Das bedeutet für die meisten Unternehmen, alte Arbeitsweisen zu überdenken sowie erfolgreiche Ideen zeitnah umzusetzen, neu zu definieren und zur kontinuierlichen Verbesserung zu nutzen. Unternehmen, die bereits Vorreiter sind, sollten Arroganz vermeiden, Selbstzufriedenheit bekämpfen und die eigene Zukunft immer wieder in Frage stellen.

Um Innovation zu verinnerlichen und in den Geschäftsalltag zu integrieren, müssen sich Unternehmen auf sechs Schwerpunkte konzentrieren.

1. Was bedeutet Innovation

Innovationen lassen sich in drei Kategorien einteilen: bahnbrechende Innovationen (Geschäftsmodelle), Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen sowie kontinuierliche Verbesserung der Prozesse und Systeme. Für jeden Bereich müssen Investitionsaufwand, Management und Messgrößen individuell festgelegt werden. Der erste Schritt besteht darin zu klären, wo und wie Innovation genutzt werden kann, um in jedem dieser Bereiche konkurrenzfähig zu bleiben.

2. Innovation zum Lebenselixier des Unternehmens machen

Unternehmen müssen sich fragen, ob sie das richtige Geschäftsmodell besitzen, und sicherstellen, das gewählte Modell von den richtigen Prozessen, Systemen und Mitarbeitern zu unterstützen, damit sie Innovationsziele erreichen und Innovationen erfolgreich umsetzen. Es gibt keinen Königsweg: Manche schaffen eine eigene Abteilung, in anderen Unternehmen treibt der CEO die Innovationen voran. Zu guter Letzt müssen Unternehmen bei der Umsetzung bestimmen, welche Auswirkungen die Innovationen auf die bestehenden Infrastrukturen und Systeme haben.

3. Proaktive Denker fördern

Innovationen erfordern eine aktive und selbstbewusste Führung. Um dies zu erreichen, brauchen Unternehmen Ideenbringer und ein Führungsteam mit praktischen Erfahrungen für die Erkennung, Entwicklung und unternehmensweite Kommerzialisierung von Ideen. Führungskräfte müssen Innovation vorleben und dabei auf die Mitarbeiter sowohl emotional als auch rational Ebene einwirken.

4. Kollektive Kreativität entfesseln

Innovation ist mehr als eine Aktivität, ein Prozess oder eine Fähigkeit – sie ist eine Energie, die in die richtigen Bahnen gelenkt werden muss. Unternehmen müssen von Innovationen besessen sein und eine Unternehmenskultur einführen, die Wissensaustausch und Kooperation zur Norm macht und neue Denkweisen belohnt. Unternehmen sollten Zeit und Geld in effektives Teamwork stecken – in Netzwerke, um Ideen gemeinsam zu entwickeln und von Erfahrungen anderer zu profitieren.

5. Kontrollierte Fehlschläge zulassen

Zur Innovation gehören Experimente, die fehlschlagen können. In vielen Unternehmen, insbesondere seit der Finanzkrise, ist der Begriff Fehlschlag sehr negativ besetzt. Erfolgreiche Innovatoren hingegen investieren auch in Ideen, obwohl sie wissen, dass einige Initiativen es nicht schaffen werden, und legen zudem für Fehlschläge klare Parameter fest. Erfolgreiche Innovatoren analysieren Kosten und Unsicherheiten genau und entwickeln ihre Prozesse so, dass Ideen getestet und umgesetzt werden können. „Kontrollierte Fehlschläge“ sollten als Bestandteil der Innovation akzeptiert werden. Dies bedeutet jedoch nicht, auf Analysen und Messungen zu verzichten, sondern Innovation als wichtiges Geschäftsfeld zu sehen.

6. Technologien zur Beschleunigung der Entwicklung von besten Ideen

Eine wichtige Voraussetzung zur erfolgreichen Umsetzung von Innovationen ist die sinnvolle Nutzung digitaler Technologien. Bei der Umfrage gaben 71% der Unternehmen an, dass digitale Technologien dabei helfen, Innovationen schneller und effizienter umzusetzen. Durch Big Data können Unternehmen ihre Ideen aus neuen Markteinblicken generieren. Mit der nächsten Generation von Plattformen für den Wissensaustausch können Unternehmen ihr Netzwerk innovativ denkender Mitarbeiter, Zulieferer, Kunden und akademischer Institutionen ausbauen