Quelle: Volkswagen AG
Maschinen die auf Zuruf arbeiten können, vollautomatische Montagezellen und selbständige Kommunikation zwischen Produktionsanlage und Werkstück – so kann die vierte industrielle Revolution aussehen. Auf der Hannover Messe zeigen 5.000 Aussteller aus 65 Ländern auch Lösungen für die industrielle Produktion und Zulieferung von morgen.
Thematischer Schwerpunkte der Industriemesse ist die „Integrated Industry“, die integrierte beziehungsweise vernetzte Industrie. Intelligente und sich selbst organisierte Fabriken stehen im Fokus der Aufmerksamkeit. Die Industrie soll grüner und intelligenter werden. Nach Smartphone und Smart Grid folgt jetzt also Smart Factory.
Der Branchenverband Bitkom sieht für die sogenannte Industrie 4.0 einen enormen Markt mit bis zu 1,7 Prozent Wachstum pro Jahr. Produktivitätssteigerungen von 78 Milliarden Euro sollen möglich sein. Bislang könne man allerdings nur einen kleinen Teil der erwarteten Potenziale einordnen. Viel werde davon abhängen, ob und wie es in Deutschland gelingen werde, neue Geschäftsmodelle in den traditionellen Industriebranchen einzuführen.
Die Aussteller bei der Hannover Messe geben sich jedenfalls alle Mühe, ihre intelligenten Industrielösungen auch smart zu präsentieren. Eine Montageanlage von Bosch Rexroth zeigt in Halle 17 wie Industrie 4.0 aussehen kann. Oder die Produktionsstraße von Volkswagen, die dem staunenden Besucher eine automatische Türmontage am Golf 7 zeigt. Aber während die vielen Unternehmen und Konzerne hierzulande fleißig an ihren Ideen zur Industrie 4.0 feilen, mehren sich auch skeptische Stimmen.
„Viele Unternehmen befinden sich noch in der Orientierungsphase“, stellt zum Beispiel die Fistec AG fest. Die IT-Beratungsfirma sieht vor allem einen Mangel an Standards und Normen. Die IT-Systeme jedes Unternehmens haben eine ganz eigene Sprache. Ein babylonisches Stimmengewirr, findet auch Gunnar Sohn, Wirtschaftspublizist und Medienberater. Deutschland sei zu produktzentriert und zudem arbeite jedes Unternehmen an seiner eigenen Lösung.
Auch die Bitkom-Studie rät: „[Die] Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz von Industrie 4.0 sind Standards auf der Technologie- und Anwendungsseite sowie Regeln für schnelle und schnittstellenfreie Kommunikation, Datenschutz und Datensicherheit.“ Von solchen Standards ist bisher keine Spur.
Und das Magazin IT-Mittelstand schreibt: „Eine aktuelle Umfrage von Techconsult hat allerdings ergeben, dass rund 60 Prozent der befragten mittelständischen Unternehmen – und damit die Anwender – keine klare Vorstellung von dem Begriff „Industrie 4.0“ haben. Da ist es dann auch nicht erstaunlich, dass 80 Prozent nicht vorhaben, in diesem Jahr finanziell oder mit anderen Maßnahmen aktiv zu werden.“
„Der Gedanke der vierten industriellen Revolution ist in der Industrie angekommen“, sagen Experten. Es scheint jedoch, dass es vom Gedanken über das Wort zur Tat noch ein sehr weiter Weg ist.