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Industrie 4.0: Big Data für den Mittelstand

Eröffnung des Industrie 4.0 Collaboration Lab am KIT / Quelle: Bechtle

Die Industrie 4.0 steht für eine zunehmende Vernetzung von Produkten, Maschinen und Anlagen mit dem Internet. Aus den riesigen Datensätzen, die dank intelligenter Produktionsanlagen entstehen, soll ein zusätzlicher Mehrwehrt geschaffen werden. Doch bei vielen Mittelständlern sind die Möglichkeiten, die Big Data für das Unternehmen mit sich bringt noch nicht vollends angekommen. Viele Unternehmer stellen sich die Frage, wie aus Industrie 4.0 und Big Data ein Geschäftsmodell abgeleitet werden kann.

Eine Antwort auf diese Frage soll nun am Karsruher Institut für Technologie (KIT) und dem Forschungszentrum Informatik (FZI) gefunden werden. Mit dem „Industrie 4.0 Collaboration Lab“ wollen KIT, FZI und das Bechtle IT-Systemhaus Karlsruhe den Weg in die vierte industrielle Revolution ebnen. Unter dem Motto „Mittelstand trifft Forschung“ stellen die Partner mittelständischen Unternehmen in den Räumlichkeiten des KIT eine IT-Infrastruktur zur Verfügung. Hier sollen Technologien und Prozesse im Zeichen von Industrie 4.0 in einem geschützten Umfeld erprobt werden.

„Mittelständler wollen vornehmlich vorhandene Infrastrukturen weiter nutzen und schrittweise verbessern, indem sie Prozesse automatisieren, Kapazitäten erhöhen, Energie sparen und Kosten senken. Für die Unternehmen zählt eine klare Antwort auf die Frage: Wie generieren wir durch Industrie 4.0 Lösungen und messbare Mehrwerte für das Geschäft?“, erklärt Jivka Ovtcharova, Direktorin am Forschungszentrum Informatik.

Mit dem am 24. September eröffneten Industrie 4.0 Collaboration Lab wollen die Kooperationspartner praxisnahe Antworten auf diese Frage geben. Im KIT stehen maßgeschneiderte 3D-Entwicklungs- und Testumgebungen zur Verfügung, in denen Unternehmen anhand eigener Datensätze zukünftige Produkte und Dienstleistungen frühzeitig erproben können.

Das Ziel: Der Mittelstand soll sich schnell und ohne hohe Investitionskosten fit für den Umgang mit modernen Technologien machen können. Neben der flexiblen Nutzung einer integrierten IT-Infrastruktur umfasst das Angebot auch die Möglichkeit der Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern.

„Eine wichtige Zielgruppe des Lab sind zudem die Ingenieure von morgen“, sagt Jivka Ovtcharova. Mit der neuesten Produktentwicklungssoftware können Ingenieure bereits während des Studiums Anwendungserfahrung und nachweisbare Kompetenzen im Bereich des softwaregestützten Produktlebenszyklusmanagements (PLM) sammeln.

„Wir sind glücklich, mit dem Lab einen Ort zu etablieren, an dem Zukunftsthemen in die unternehmerische Realität getragen werden. Ich bin mir sicher, dass der Austausch zwischen Forschung und Praxis beide Seiten bereichern und zu neuen Impulsen führen wird“, erklärt Richard Einstmann, Geschäftsführer des Bechtle IT-Systemhauses Karlsruhe

Neben dem Industrie 4.0 Collaboration Lab in Karlsruhe bietet sich kleinen und mittleren Unternehmen auch in Lemgo, Nordrhein-Westfalen, die Möglichkeit Big-Data-Lösungen zu testen. Dort betreibt die Hochschule Ostwestfalen-Lippe und die Fraunhofer Gesellschaft eine intelligente Fabrik für die Industrie 4.0 an der geforscht, produziert und entwickelt werden soll.

Mit der Fertigstellung der Smart Factory wird noch im ersten Halbjahr 2015 gerechnet. Oliver Herrmann, Präsident der Hochschule OWL meint: „Die Zukunftsfabrik ist ein Meilenstein zur weiteren Profilierung des Wissenschaftsstandortes Lemgo und bietet einzigartige und praxisnahe Bedingungen für Studierende der Ingenieurswissenschaften“.

Projekte wie die Smart Factory in Lemgo und das Collaboration Lab in Karlsruhe sind dringend nötig. Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) warnt: „Deutschland verliert den Anschluss an die Weltelite“, und erklärt weiter, dass Deutschlands Stärke in Industrie und Maschinenbau absehbar gefährdet sei wenn der Anschluss an die Entwicklung im Bereich Industrie 4.0 nicht bald geschafft wird.