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Große Innovationskraft, kleiner Makel

Stillstand heißt Rückschritt – dieses Credo gilt nicht zuletzt für die Wirtschaft. Entsprechend wichtig ist es, dass deutsche Unternehmen in Forschung und Entwicklung investieren, um Arbeitsprozesse zu verbessern und im internationalen Vergleich mit neuen Produkten und Services konkurrenzfähig zu bleiben. Zwei aktuelle Studien, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vor kurzem vorstellt hat, geben Aufschluss über die Innovationskraft Deutschlands.

Das Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim hat sich mit den Investitionen der deutschen Unternehmen in zukunftsweisende Technik und Abläufe beschäftigt. In ihrem „Indikatorenbericht zur Innovationserhebung 2016“ präsentieren die Autoren die Ergebnisse aus Unternehmensbefragungen im Zeitraum von Februar bis Juli 2016. Demnach hat sich die Innovationsleistung der deutschen Wirtschaft im Jahr 2015 in fast allen Bereichen verbessert. Befragt wurden Firmen mit mindestens fünf Beschäftigten. Pro Jahr beteiligen sich etwa 6.000 Unternehmen an der schriftlichen Umfrage. Zusätzlich werden jedes Jahr etwa 4.500 Unternehmen telefonisch zu einigen Kenngrößen des Innovationsverhaltens befragt.

Rekordausgaben für Forschung und Entwicklung

Mit 154,7 Milliarden Euro hat die gesamte deutsche Wirtschaft so viel finanzielle Mittel wie nie zuvor für Forschung und Entwicklung bereitgestellt. Es waren 8,8 Prozent mehr als noch 2014 (144,6 Mrd. Euro). Die Innovationsintensität – also der Anteil der Ausgaben gemessen am Bruttoinlandsprodukt – erreichte mit 3,0 Prozent ebenfalls einen neuen Höchststand. Der Trend zu höheren FuE-Investitionen wird sich nach den Aussagen der Befragten weiter fortsetzen. Für das Jahr 2017 prognostiziert das ZEW ein Gesamtvolumen von 165,7 Milliarden Euro.

„Es ist ein sehr gutes Zeichen Richtung Zukunft, dass die deutsche Wirtschaft ihre Innovationsausgaben noch einmal deutlich gesteigert hat“, sagte Forschungsstaatssekretär Georg Schütte bei der Vorstellung der Zahlen in Berlin.

Wenig verwunderlich entfielen fast zwei Drittel der Innovationsausgaben auf die forschungsintensive Industrie (101,6 Mrd. Euro). Mit einem Anstieg von 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bewegten sich die Ausgaben auf dem gesamtwirtschaftlichen Niveau. Am stärksten legte der Dienstleistungssektor (+20 Prozent) zu. Hier wurden 9,4 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung gesteckt.

Zahl innovativer Unternehmen rückläufig

Aber es gibt auch einen Wermutstropfen: 2015 war die Zahl der innovationsaktiven Unternehmen im dritten Jahr in Folge rückläufig. Zu dieser Gruppe zählen alle Firmen, die in den vergangenen drei Jahren in Forschung und Entwicklung investiert haben. Ihr Anteil lag bei 43,6 Prozent, 2010 gehörten noch 57,5 Prozent der Unternehmen dazu. Die Ergebnisse der Studie lassen darauf schließen, dass sich am Abwärtstrend vorerst nichts ändern wird.

Während das ZEW die nationale Innovationskraft untersucht hat, widmete sich die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit Sitz in Paris, in der sich die wichtigsten Industrienationen zusammengeschlossen haben, der Analyse und dem Vergleich all ihrer Mitgliedsstaaten. Deutschland schnitt dabei gut ab. Die Bundesrepublik gehört zu den fünf Ländern, die weltweit am meisten in Forschung und Entwicklung investieren.

Sechs "Megatrends"

Die OECD legte in ihrer Studie sechs „Megatrends“ fest. Das sind Bereiche, denen die Organisation eine große sozioökonomische, ökologische, technologische und politische Kraft zuschreibt und die hinsichtlich zukunftsweisender Technik das meiste Potenzial bieten. Im Einzelnen sind dies „Digitale Wirtschaft und Gesellschaft“, „Nachhaltiges Wirtschaften und Energie“, „Innovative Arbeitswelt“, „Gesundes Leben“, „Intelligente Mobilität“ und „Zivile Sicherheit“. Lauf BMBF orientiert sich die deutsche Hightech-Strategie an diesen Themengebieten.

Eine Stärke Deutschlands sieht die OECD in der guten Kooperation zwischen öffentlicher und privater Forschung. Die Studie hebt positiv hervor, dass die große Zahl innovationsstarker Unternehmen zusammen mit starker Grundlagenforschung in der Vergangenheit den Wohlstand in Deutschland gesichert hat. Verbesserungsbedarf sieht die OECD vor allem in der Finanzierung von Start-ups durch Wagniskapital.