BMW testet Datenbrille / Quelle: BMW Group
Beim Münchner Autokonzern BMW ist die Datenbrille Google Glass scheinbar fester Bestandteil der Unternehmensstrategie geworden. Zuletzt hatte eine interaktive Kampagne zum BMW i8 für Aufsehen gesorgt.
Der futuristische Plugin-Hybrid konnte an den Flughäfen München, Frankfurt am Main und Hamburg genauer unter die Lupe genommen werden – oder besser: unter die Datenbrille. Denn dank Google Glass ermöglichte BMW allen Interessierten eine ganz neue Erfahrung.
Im Rahmen einer interaktiven Innovationsreise konnten sich die Besucher den Sportwagen über eine Augmented Reality Anwendung präsentieren lassen. Details zu Themen wie Laserlicht, Carbonfasern oder dem Plugin-Hybridantrieb wurden so hautnah erfahrbar gemacht.
Sichtprüfung mit Google Glass
Die Google Glass für reine Marketingzwecke zu nutzen ist der Entwicklungsabteilung bei BMW jedoch nicht genug. Jetzt testet das Unternehmen die Datenbrille sogar in der Produktion.
Dabei dreht sich alles um die Frage: Kann die Google Glass die Qualitätssicherung verbessern? In seinem Werk Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina wagt der Autobauer den Blick in die Zukunft.
Die Mitarbeiter machen während der Tests an neuen Fahrzeug-Modellen Fotos und Videos und schicken diese an die zuständigen Entwicklungsingenieure. So soll die langsamere und teilweise „zu vage“ schriftliche Dokumentation ersetzt werden, teilte BMW am Dienstag in München mit.
Direkter Draht zu anderen Abteilungen
Konkret handelt es sich um Testreihen an Vorserienfahrzeugen. Abweichungen vom Produktionsziel sollen so schneller erkannt und behoben werden können. Überlegungen die Anwendung von Augmented-Reality durch Google Glass auf andere Produktionsbereiche auszuweiten bestehen, so BMW.
Bisher beschränkt sich der Einsatz der Datenbrille auf drei Funktionen: Fotografie, Videoaufnahme oder Background-Video. In letzterem Modus ist die Brillenkamera permanent eingeschaltet.
„Im Laufe des Pilotprojekts soll noch die Funktion Videotelefonie hinzu kommen, so dass Beanstandungen direkt am Fahrzeug mit allen betroffenen Entwicklungsbereichen abgeklärt werden können“, erläutert Jörg Schulte, der zuständige Projektleiter.
Beide Hände bleiben frei
Die bisherigen Ergebnisse des Pilotprojekts sind laut BMW so vielversprechend, dass es weitergehende Überlegungen für den Einsatz in der Endmontage von Serienfahrzeugen gibt.
Noch wird die Abarbeitung von Prüfplänen anhand stationärer Computer-Terminals dokumentiert. Für die zahlreichen Prüfschritte müssen die Mitarbeiter bisher zwischen Fahrzeug und Terminal pendeln.
„Mit Google Glass könnten sie am Fahrzeug bleiben, sich die Prüfpläne auf dem integrierten Display anzeigen lassen und diese anschließend per Sprachsteuerung quittieren. Beide Hände wären somit durchgehend für die Prüfungen verfügbar“ so Schulte.
Mehr Durchblick in der Logistik
Das Projekt ist Bestandteil der „Industrie 4.0 Initiative“ bei BMW. Mittel- bis Langfristig sollen moderne Technologien sinnvoll genutzt und vernetzt werden, um den Mitarbeitern vor Ort eine optimale Unterstützung zu garantieren.
BMW denkt zum Beispiel über intelligtente Mensch-Roboter-Systeme nach, die ergonomisch ungünstige Arbeitsvorgänge verbessern können. Eine Datenbrille ist dabei für viele Unternehmen der erste Schritt.
Beim Startup Itizzimo zum Beispiel haben Lageristen in Zukunft dank Google Glass alles im Blick. Lagerarbeitern könnte in Zukunft, mit Hilfe einer Datenbrille wie der Google Glass, ihre Arbeit erleichtert werden.
Google Glass bald Alltag?
Dank der Augmented-Reality-Funktion einer solchen Datenbrille wäre es zum Beispiel möglich, benötigte Informationen ins Sichtfeld des Lageristen einzublenden. Die Brille liest die nötigen Informationen vor und blendet über das Display den Standort und die Warenmenge ein. Der Mitarbeiter kann freihändig und papierlos arbeiten.
Der Zukunftsforscher Ian Pearson glaubt sogar, dass Datenbrillen schon in fünf Jahren zum alltäglichen Bild in den Fußgängerzonen und Einkaufsmeilen wird. In nur zehn Jahren wird es Kontaktlinsen geben, die die Google Glass ablösen, so Pearson. Ob sich die Prognose bewahrheitet ist derzeit ungewiss. Das Prestigeprojekt steht derzeit laut zahlreichen Medienberichten auf der Kippe.