Machen Algorithmen tippende Kraken überflüssig?
Mit einem Algorithmus will die Wirtschaftsprüfung Deloitte herausgefunden haben, wer die WM 2018 gewinnen wird. Ist die Prognose exakter als die von Kraken, Wettanbietern und Co.?
Fußballfans auf der ganzen Welt sind gespannt: Am 14. Juni beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft, wenn Gastgeber Russland gegen Saudi-Arabien spielt.
Wahrscheinlich wird keines dieser beiden Teams bei der Titelvergabe eine Rolle spielen. Doch Favoriten gibt es einige. Experten, Hobbykicker und viele Gelegenheits-Fans werden in den nächsten Tagen noch ihre Wetten auf den Turniersieger platzieren, sei es in der freundschaftlichen Tipprunde oder bei professionellen Wettanbietern.
Aber gibt es noch wirklich Überraschungspotential in einer Zeit, in der Algorithmen fast alles berechnen können? Die Wirtschaftsprüfer von Deloitte haben sich daran gewagt und ein Computerprogrammentwickelt, das den wahrscheinlichsten Turnierverlauf errechnet hat. Das Ergebnis: Brasilien wird zum sechsten Mal Weltmeister, durch einen Finalsieg gegen Deutschland. Favoriten wie Frankreich, England oder Portugal hingegen scheitern vorzeitig.
In die Analyse habe man Faktoren wie die Mannschaftsbewertung, vergangene Spielergebnisse und den Austragungsort mit einberechnet, erklärt Olaf Peter Schleichert, Leiter des Deloitte Analytics Institutes. „Über jeden Faktor kann eine Torerwartung berechnet werden“, so Schleichert. „Krake Paul wird sozusagen digital“.
Der in Oberhausen lebende Tintenfisch hatte 2010 Berühmtheit erlangt, indem er die Ergebnisse aller WM-Spiele mit deutscher Beteiligung korrekt vorhersagte. Liegt der Deloitte-Algorithmus richtig, sollte die deutsche Mannschaft in der Vorrunde keine Probleme haben und alle Spiele mit 2:0 gewinnen.
Mit ihrem Ergebnis liegen die Deloitte-Experten sehr nah an der Prognose der ältesten Fußball-Wahrsager der Welt: den Buchmachern. Das traditionsreiche britische Wetthaus Ladbrokes listet Deutschland und Brasilien als Topfavoriten auf den Titel, wobei dort die DFB-Elf die leicht bessere Quote hat. Andere Wettanbieter wie Soccerkeep haben in der Vergangenheit bereits algorithmusbasierte Vorhersagemodelle getestet, meist mit bemerkenswert guten Ergebnissen. Auch die Großbank UBS versuchte sich an einer Prognose. Der Tipp der Analysten des Geldhauses: Deutschland verteidigt den Titel. Ihre Berechnungen stützten sie dabei auf das selbe Modell, mit dessen Hilfe, sie sonst Investitionsentscheidungen treffen .
Endgültig abgeschlossen ist die Berechnung bei Deloitte übrigens noch nicht. Die Ergebnisse von Testspielen, die bis zum Turnier ausgetragen werden, sollen ebenfalls noch einfließen. „Es bleibt also spannend“, sagt Schleichert. „Und natürlich hoffen wir, dass die deutsche Nationalmannschaft erneut den Titel holt“. Auch wenn das bedeuten würde, dass der Algorithmus am Ende falsch lag.
Zu sehr grämen muss man sich bei Nationalmannschaft ob der Prognosen sowieso nicht. Auch vor vier Jahren waren die Brasilianer der Topfavorit. Am Ende ging der Titel trotzdem an Deutschland.