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Fühlen statt Sehen: Startup entwickelt ein iPad für Blinde

So soll das Green Vision Tablet für Blinde aussehen. / Quelle: Green Vision

Tablets, Smartphones und E-Book-Reader begeistern heutzutage Millionen von Menschen weltweit. Eine Gruppe war bisher jedoch von den Möglichkeiten der mobilen Endgeräte weitgehend ausgeschlossen: Blinde und Sehbehinderte. Weltweit sind mehr als 300 Millionen Menschen in ihrem Sehvermögen beeinträchtigt. Das Startup Green Vision aus Wien, gegründet von drei bulgarischen Jungunternehmern, will diesen Menschen helfen.

Die Gründer von Green Vision sind längst nicht die ersten mit dieser Idee – die Umsetzung ist jedoch so revolutionär wie faszinierend. An der Stanford Universität entwickelte ein Forscherteam bereits eine App, die Blindenschrift unterstützt. Das Prinzip des Tablets bleibt dabei jedoch weitgehend erhalten: Eine flache, gläserne Oberfläche – die lediglich dank akkustischer Rückmeldung für Blinde steuerbar ist. Green Vision hingegen setzt auf echte haptische Effekte.

Dank einer ultradünnen Folie, die winzige Blässchen erzeugt, kann der Nutzer die Oberfläche des Tablets erfühlen und die dort auftauchende Blindenschrift – auch Braille genannt – ertasten. Eine Braille-Texteingabe ist ebenfalls möglich. Dafür nutzt Green Vision die sognannte Perkins-Style-Tastatur, die speziell für Blinde entwickelt wurde. Zahlreiche Partner konnte das Startup bereits gewinnen, darunter T-Mobile und die TU Wien.

Während Green Vision derzeit das Patentverfahren durchläuft und Ende des Jahres mit der Produktion eines marktfähigen Prototypen rechnet, können Blinde und Sehbehinderte andere Lösungen nutzen. So informiert zum Beispiel die Initiative Incobs über Technologien für Sehbehinderte und Blinde. Incobs verglich Ende letzten Jahres auch die Nutzbarkeit von herkömmlichen Tablets. Auch einige Hersteller machen sich Gedanken zu der Thematik – wie hier beispielsweise Samsung.

Eine weitere Anlaufstelle ist die Plattform Rehadat, die über Hilfsmittel für Menschen mit Behinderungen oder gesundheitlichen Einschränkungen informiert. Die Plattform weist beispielsweise auf nützliche Apps für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung hin. Eines haben die Angebote von Incobs und Rehadat aber gemeinsam: Für einen Blinden ist es derzeit sehr umständlich, die Informationen online abzurufen.

Bisher kosten Zusatzgeräte, die den Computer oder das Tablet mit einer Braille-Tastatur austatten, oft mehrere tausend Euro. Solche Geräte können sehbehinderte Kinder und Jugendliche jedes Jahr beim Internationalen Computer Camp in testen. Die Idee von Green Vision wird auch dort sicher gut ankommen.