Ideen-Diner: Die besten Ideen kommen beim Essen
14. Juli 2014
Ausgezeichnete Wissenschaftler: Deutsche Forscher mit Preisen geehrt
21. Juli 2014

Experten: Drei Trends stehen für stürmische Zeiten im Mittelstand

Staatssekretärin Iris Gleicke (4. v. l.) mit den Preisträgern des "ZIM-Preises 2014" / Quelle: BMWi

Innovative Mittelständler sind das Rückrat der deutschen Wirtschaft. Iris Gleicke, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium und Beauftragte für den Mittelstand, meint: „Ein starker Mittelstand ist ein entscheidender Vorteil im internationalen Wettbewerb. Unser erfolgreicher deutscher Mittelstand wird im Ausland hoch geschätzt und steht vor allem für Innovation und Qualität.“ Doch wie lange hält der so gelobte Mittelstand dieses Niveau noch durch?

Gleich drei verschiedene Trends sehen kleine und mittlere Unternehmer zunehmend unter Druck. Wolfgang Fuchs, Unternehmensberater und Vorstand der Firma Fredelia, beklagt Schwierigkeiten bei Unternehmensnachfolgen. Gerade im ländlichen Raum und insbesondere in Ostdeutschland, sei es für viele kleine und mittlere Unternehmer sehr schwierig, einen geeigneten Nachfolger für die Unternehmensführung zu finden. Es fehle an Chefs, die das Risiko in Kauf nehmen und die Herausforderung annehmen.

Die zweite große Herausforderung benennt Michael Wolgast, Chefvolkswirt beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Seine Sorge: Die Investitions- und Innovationstätigkeit des Mittelstandes könnte durch institutionelle Richtlinien behindert werden. Das Gemisch aus hoher staatlicher Schuldenstandsquote, weiterhin bestehenden Problemen im Bankensektor und allgemein bestehenden Hindernissen bei der Finanzierung des Mittelstandes sei für kleine und mittlere Unternehmen Grund zur Wachsamkeit.

Zu guter Letzt warnt Oliver Marquardt, Gesellschafter der Beratungsfirma Marquardt+Compagnie, vor dem Schreckgespenst „Fachkräftemangel“. Die bekannte Dynamik: Schulabgänger entscheiden sich fürs Studium statt für die Ausbildung. Spezialisierte Fachkräfte in Handel und Handwerk bleiben zunehmend aus. Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages sagt: „Dem Wirtschaftsstandort Deutschland droht nachhaltiger Schaden, wenn der Trend zur Akademisierung um jeden Preis nicht gestoppt wird.“

Was tun?

Fazit: Risikoscheues Führungspersonal, zunehmender Fachkräftemangel und bleibende Finanzierungsschwierigkeiten bilden ein Triumvirat gegen den erfolgreichen Mittelstand. Doch was tun? Die Antworten der Experten fallen unterschiedlich aus.

Wolfgang Fuchs rät beim Thema Unternehmensnachfolgen: „Prüfen, prüfen, prüfen. Aber am Ende bereit sein, die kalkulierten Risiken angemessen zu bewerten und dann trotzdem zuzugreifen. Wer ein Unternehmen ohne Risiken sucht, wird keines finden. Entscheidend ist es nur, diese zu erkennen und entsprechend zu berücksichtigen.“

Michael Wolgasts Antwort auf Finanzierungsprobleme lautet: „Nur die regional vernetzten Banken sind durch die langjährigen Geschäftsbeziehungen zu den Kunden in ihrer Region in der Lage, die bei Neugründungen wichtigen „weichen“ Faktoren adäquat zu bewerten. Die Förderung der innovativen Unternehmensgründungen durch die Sparkassen trägt dazu bei, den technischen Fortschritt und somit direkt das Wachstumspotential in Deutschland zu erhöhen.“

Und Oliver Marquardt betont, neben politischen Programmen seien auch die Unternehmer gefordert etwas gegen den Fachkräftemangel zu tun: „Ein Unternehmen kann und muss […] mit einer attraktiveren Außenwirkung einen erheblichen Beitrag leisten, um sich das dringend benötigte Personal zu sichern. Ein durchdachtes, sich von der unmittelbaren Konkurrenz abhebendes Darstellungs-, Marketing- und Kulturkonzept zeichnet hier den Rahmen für eine richtungsweisende Zukunft.

Wie akkut die jeweiligen Probleme für das Unternehmen sind, muss letztendlich aber jeder Unternehmer selbst entscheiden. Denn eines ist offensichtlich: Ein Sparkassenvertreter, der auf Finanzierungsschwierigkeiten hinweist und die Sparkasse als Lösung nennt; ein Berater für Unternehmenskommunikation, der für ein durchdachtes Marketingskonzept wirbt; und ein Berater für Unternehmensnachfolgen, der zur ausführlichen Prüfung der Kandidaten rät – ob berechtigt oder nicht: ihre Sorgen gelten vor allem einem gut zahlenden Kunden – dem Mittelstand.