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Einmal Fleisch ohne Fleisch, bitte

Einer Studie zufolge wird der Anteil von veganen Alternativen und kultiviertem Fleisch bis 2040 stark steigen und zu einem Rückgang von echtem Fleisch führen. Das würde die Massentierhaltung eindämmen.

Lidl holt den Beyond-Meat-Pattie nach Deutschland. Was zunächst nach einer klasischen Unternehmensmeldung klingt, hat in den sozialen Netzwerken einen wahren Sturm der Euphorie losgetreten.

Der Burger-Pattie ist eines der gefragtesten Produkte zurzeit, wenn es ums Essen und vor allen Dingen um vegetarische Essen geht. In anderen Ländern wie den USA ist der Fleischersatz des noch jungen Start-ups Beyond Meat bereits ein wahrer Hit. In Deutschland soll der Verkauf nach langer Wartezeit noch in diesem Jahr starten und bei Lidl die Kassen klingeln lassen.

Die Einführung passt perfekt zum Trendthema, sich nachhaltiger zu ernähren und zu einer Aussage, die zunächst widersprüchlich klingt: Der Fleischkonsum wird bis 2040 sowohl steigen als auch fallen. Auf den zweiten Blick aber ergibt die Aussage durchaus Sinn, wie eine Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearny zeigt.

Diese nämlich prognostiziert, dass der Fleischmarkt von aktuell noch einer Billion Dollar auf 1,8 Billionen Dollar im Jahr 2040 anwachsen wird. Allerdings nicht, weil die Menschen noch mehr Fleisch produzieren und auch konsumieren, sondern weil diverse Alternativen auf den Markt drängen. So prognostiziert die Studie, dass bis 2040 nur noch 40 Prozent des Fleischkonsums auf echte Tiere entfällt. Die anderen 60 Prozent teilen sich der Studie zufolge in vegane Alternativen und kultiviertes Fleisch, also solches, dass in Laboren gezüchtet wurde. Letzteres soll den Autoren der Studie zufolge bis 2040 sogar einen Marktanteil von 35 Prozent erobern.

„Wir stehen vor nicht weniger als dem Ende der Fleischproduktion, wie wir sie kennen“, glaubt deshalb Carsten Gerhardt. Er ist Landwirtschaftsexperte bei A.T. Kearney. Er sieht dadurch auch eine Chance, die Massentierhaltung zumindest teilweise einzudämmen.

Ein Deutscher verbraucht jährlich fast 90 Kilogramm Fleisch

Zu sehen ist von dieser positiven Entwicklung bisher aber wenig. Obwohl gerade in den weit entwickelten Ländern wie Deutschland die Einführung eines fleischlosen Burgers Euphorie auslöst und die Quote an Vegetariern und Veganern stetig zunimmt, ist der Fleischkonsum aktuell noch sehr hoch. So verbrauchen die Deutschen jedes Jahr mehr als 87 Kilogramm an Fleisch, davon einen Großteil an Schweinefleisch.

Statt kontinuierlich zu schrumpfen, ist die Kilozahl je Jahr zwischen 2014 und 2017 konstant geblieben, wie Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Fleischwirtschaft zeigen. Denen zufolge lag der gesamte Fleischverbrauch je Kopf in Deutschland 2014 bei 87,7 Kilogramm und 2017 bei 87,8 Kilogramm je Jahr und Einwohner. Das ist doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt.

In Ländern, die seit einigen Jahr einen wirtschaftlichen Aufschwung durchlaufen, stagniert der Fleischkonsum nicht, sondern steigt sogar an. Die ‘Food and Agriculture Organization of the United Nations’ prognostizierte im Juli 2018 die weltweite Fleischproduktion auf 336,2 Millionen Tonnen. Das ist fast fünf Mal so viel wie noch 1961.