Forscher aus Zürich haben erstmals Kerosin aus CO2, Licht und Wasser hergestellt. Das könnte die Branche verändern.
Wer an Treibstoff für Schiffe, Flugzeuge und Autos denkt, der hat schnell die Tankstelle vor Augen, die Abgase aus den Zapfsäulen, die hohe Menge an Kohlenstoffdioxid, also CO2, das die Flugzeuge und Kreuzfahrtschiffe in die Luft pusten. Woran bisher wenige denken: Licht und Wasser.
Doch das könnte sich bald ändern. Denn Forscher in Zürich haben nun eine Anlage gebaut, die Wasser und CO2 aus der Luft zieht und zusammen mit Solarwärme in ein Synthesegas umwandelt, das dann zu flüssigem Treibstoff verarbeitet wird, beispielsweise Kerosin, Diesel, Methanol oder Benzin. Das Verfahren zur Umwandlung von Synthesegas in Treibstoff ist lange erprobt und wird täglich tausendfach angewandt.
Was neu ist, ist die Gewinnung des Synthesegases aus der Luft. Die nämlich, so behaupten die Forscher aus Zürich, ist CO2-neutral. Das bedeutet, die Herstellung würde die Umwelt nicht belasten, anders als es etwa die Gewinnung und Produktion von Kerosin, das Flugzeuge brauchen, um fliegen zu können.
Am Ende, so hoffen die Wissenschaftler, könnte die Anlage doppelt helfen: Zum einen, weil sie Kerosin bald CO2-neutral produzieren könne. Zum anderen, weil sie das CO2, das die Flugzeuge bei der Verbrennung in die Luft pusten, zumindest teilweise wieder aus dieser saugen kann.
Die Entdeckung der Forscher kommt zur richtigen Zeit. Immerhin ist die Frage nach dem Treibstoff so drängend wie lange nicht mehr. Die Politik diskutiert eine CO2-Steuer wie es sie in einigen Nachbarländern Deutschlands schon gibt. Der Benzinpreis soll steigen, vielleicht sogar um 50 Cent den Liter. Das Wort „Flugscham” hat sich in der medialen Diskussion festgesetzt, beschreibt die Scham, die Leute haben oder haben sollten, wenn sie selbst kurze Strecken mit dem Flugzeug zurücklegen. Die Frage also, mit welchem Transportmittel sich die Menschen fortbewegen, wird immer wichtiger – und damit auch das, was in die Tanks gefüllt wird.
Die Forscher jedenfalls sind überzeugt von ihrer Arbeit und planen bereits eine große Versuchsanlage in Madrid. Diese Anlage soll wesentlich größer sein als beim ersten Versuch in Zürich und ein Schritt hin zum Ziel sein, eine industriell nutzbare Anlage zu bauen, die ähnlich günstig ist wie die bisherige Herstellung von Kerosin.