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Bürger wünschen sich digitale Reformen in der Verwaltung

Die Rufe nach einer digitalen öffentlichen Verwaltung werden seit Jahren lauter. Doch noch haben die Behörden einiges zu tun.

Die Qualen des Behördengangs sind schon längst Teil der weltweiten Folklore geworden. Lange Wartezeiten und absurde Formulare sind Inspiration für Filme (wie der Passierschein A38 in „Asterix erobert Rom“) und Lieder (etwa Reinhard Meys „Antrag auf Erteilung eines Antragformulars“).

Doch noch immer empfinden viele Bürger genau diese Qualen, wenn sie aufs Amt müssen. Das ist eine Erkenntnis des „Digital Government Barometer“, eine Umfrage, die das Marktforschungsunternehmen Ipsos im Auftrag der Unternehmensberatung Sopra Steria durchgeführt hat. 85 Prozent der Befragten in Deutschland wünschen sich eine deutlich einfachere Sprache, weniger Fachausdrücke zum Beispiel. Dies ist ihrer Meinung nach eine notwendige Voraussetzung, damit eine digitale Verwaltung überhaupt funktionieren kann.

Die wünschen sich nämlich grundsätzlich viele Menschen, aber nicht mit den komplizierten Verwaltungsprozeduren, die sie heute kennen. Vor allem hoffen 80 Prozent, dass künftig alle notwendigen Unterlagen an einem Ort zu bekommen sind. In vielen Fällen ist das heute noch nicht möglich. Wer etwa ein Unternehmen gründen möchte, muss zu einer ganzen Reihe unterschiedlicher Ämter: So bekommen Gründer die Steuer-ID vom Finanzamt, müssen dann das Unternehmen beim Gewerbeamt anmelden und es beim örtlichen Amtsgericht ins Handelsregister eintragen. Könnten angehende Unternehmer all dies über ein zentrales Verwaltungsportal erledigen, würde das viel Zeit sparen.

Viele der Befragten beklagen sich außerdem darüber, dass manche Vorgänge – etwa die Ummeldung nach einem Umzug – zwar online beginnen, allerdings am Ende doch vor Ort beim Einwohnermeldeamt abgeschlossen werden müssen. Um durchgängig digitalisierte Verwaltungsprozesse zu ermöglichen, ist auch ein behördenübergreifendes Datenmanagement unerlässlich. „Die Anforderungen der Menschen im Land zu erfüllen, bedeutet in einem föderalen Staat wie Deutschland besonders große Anstrengungen für Bund, Länder und Kommunen“, sagt Ronald de Jonge, Leiter Management Consulting für den öffentlichen Sektor bei Sopra Steria.

Die digitale Revolution werden die Bürger nur dann als erfolgreich ansehen, wenn sich die Behördenportale konsequent wandeln. Manche Ämter haben immerhin schon Bemühungen gestartet, die eigene Fachsprache zugänglicher zu machen. Das nordrhein-westfälische Finanzministerium hat zum Beispiel rund 600 Vordrucke überarbeiten lassen.

Damit ist es aber noch nicht getan. „Eine digitale Verwaltung zeichnet sich dadurch aus, dass Texte auf den Web-Portalen gezielt für das Internet geschrieben sind und Erklärungen möglichst durch Bilder oder sogar Videos unterstützt werden“, sagt de Jonge. „Für die öffentlichen Verwaltungen kommt es nun darauf an, den Spagat aus internetgerechten und rechtssicheren Inhalten und Prozessen zu schaffen.“

Viele Länder sind dabei schon weiter, etwa Dänemark. In dem skandinavischen Land haben die Bürger bereits 2015 immerhin 87 Prozent aller Anträge und Anmeldungen online erledigt. Dort sammeln die Ämter aber auch umfangreiche Datensätze über die Bürger, was in Deutschland aufgrund der Datenschutzbestimmungen nicht ohne weiteres möglich wäre. Hierzulande werden sich die Beamten also nach anderen Lösungen umsehen müssen. Ein Vorbild könnte Österreich sein. Dort werden die Daten verschlüsselt, Behörden können auf die Informationen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Bürger zugreifen.