Alternative in der täglichen Mobilität? / Quelle: Daimler und Benz Stiftung/Illustration Vierus & Wilfert
Alle rechtlichen Probleme sind aus dem Weg geräumt, die ethischen Fragen sind geklärt und die technische Sicherheit ist gegeben – der Tag wird kommen, an dem das autonome Fahren zur Normalität wird. Davon gehen jedenfalls die Experten aus, die schon beim diesjährigen Future Talk im Hause Daimler zu Fragen des autonomen Fahrens diskutierten. Es ist nur eine Frage der Zeit, so das übereinstimmende Fazit.
Unklarheit herrscht hingegen bei der Frage des Nutzerverhaltens. Wer wird ein solches System nutzen? Und in welcher Situation? Sind es eher die jungen Fahrenden, die fasziniert sind von der Technik? Oder sind es doch die Alten, die durch Bequemlichkeit und Sicherheit autonomer Fahrzeuge angesprochen werden? Am Ende wird es vermutlich eine Mischung sein. Doch die Daimler und Benz Stiftung will es genauer wissen und steckt 1,5 Millionen Euro in ein Forschungsprojekt, dass die Antwort bringen soll.
Ziel ist die Untersuchung der individuellen und gesellschaftlichen Anforderungen für autonomes Fahren – ob im Personen- oder im Güterverkehr, ob in Stadtfahrten, über Land oder auf der Autobahn. Dafür fördert die Stiftung zwei Jahre lang ein Team von mehr als 20 Wissenschaftlern, die sich in ihrer Forschung mit autonomer Mobilität befassen.
Wie hoch ist die Nachfrage? Und wer nutzt das Angebot?
„Wir wollen herausfinden, wie sich die Verkehrsmittelwahl von Privatpersonen in ihrem alltäglichen Mobilitätsverhalten durch die Einführung automatisierter Fahrzeuge in Zukunft verändert“, so Rita Cyganski vom Institut für Verkehrsforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Die Wissenschaftlerin untersucht, welche autonomen Fahrzeugen und Nutzerszenarien künftig von Bedeutung sein werden und ob sie in Konkurrenz zu anderen Verkehrsmitteln stehen.
„Die Schwierigkeit liegt darin, dass bisher nur wenig Erkenntnisse über die Wahrnehmung autonomer Fahrzeuge vorliegen, wir aber trotzdem klare Trends liefern wollen“, betont Cyganski. Um die notwendigen Daten zu erheben, wertet die Wissenschaftlerin Daten zur Nutzung heutiger Verkehrsmittel aus, betreibt Literaturstudien und nutzt Online-Umfragen.
Die Wahl eines Verkehrsmittels wird durch zahlreiche Faktoren beeinflusst. Einige Gründe sind schwer zu erfassen, andere wiederum lassen sich leichter in ihrem Einfluss messen: Dazu gehören Fahrtziele, Reisezeiten und -kosten oder der räumliche Kontext, so die Verkehrswissenschaftler.
Das individuelle Nutzerverhalten ist entscheidend
Darüber hinaus werden Nutzerszenarien erprobt. Was ist für alte und weniger mobile Menschen oder für Familien mit Kindern interessant? Müssen Gepäck oder Einkäufe transportiert werden oder handelt es sich um eine gemütliche Freizeitfahrt ohne Zeitdruck? Führt die beabsichtigte Fahrt durch ein Wohn- oder Industriegebiet und gibt es genügend freie Parkplätze?
Neben diesen harten gibt es auch weiche Faktoren, die sich bereits bei heutigen Verkehrsmitteln nur schwer erfassen lassen. Dazu gehören Routine, Bequemlichkeit, Rückzugsbedürfnis, mangelndes Wissen über Alternativen oder das soziale Ansehen der Verkehrsmittel.
„Wir können nicht alle dieser Faktoren abbilden“, erklärt Cyganski. „Allerdings versuchen wir, sie zusammengefasst als Konglomerat in die Simulationen zu integrieren. Die Daten sollen schließlich in mikro- und makroskopische Verkehrsmodelle für den Personenverkehr der Zukunft einfließen.“ Schon 2025, so lautet die Einschätzung der Experten von Daimler, soll das fahrerlose Auto zum festen Bestandtteil unserer Gesellschaft werden.