Bei Herstellern und Zulieferern könnten Drohnen die Logistikprozesse in Zukunft massiv vereinfachen. Skoda, Audi und ZF testen die Flieger bereits.
Drohnen sind vor allem in der Lieferbranche seit einiger Zeit ein heißes Thema. Viel spekuliert wird darüber, ob und wann Onlinehändler wie Amazon die Flugobjekte nutzen, um ihre Kunden zu beliefern.
Doch während das noch überwiegend Zukunftsmusik ist, setzen gerade Autobauer vermehrt auf Drohnen als Helfer in der Logistik. Dabei geht es längst nicht nur um den Warentransport. Der tschechische Autobauer Skoda etwa testet momentan eine Drohne, die bei der Inventur im Stammwerk in Mlada Boleslav helfen soll. Entwickelt hat das Gerät das Unternehmen Robodrone extra für diese Tätigkeit, Skoda lässt sich den Testlauf 200.000 Euro kosten.
Die Hauptaufgabe der Drohnen ist laut Skoda, Behälter jeglicher Art auf dem Werksgelände zu zählen und diese Daten dann an die interne Logistikabteilung weiterzugeben. Dabei nutzt die Maschine mit insgesamt sechs Rotoren eine neuartige Technik zur Erfassung dieser Behälter. Da GPS für diesen Zweck nicht ausreicht, setzen Skoda und Robodrone auf LIDAR-Sensoren (Light Detection and Ranging). Diese verarbeiten 300.000 Bilder pro Sekunde. Auf Basis dieser Daten entsteht eine 3D-Karte des Werksgeländes, was dem Miniflieger beim Navigieren hilft. „Drohnen unterstützen und beschleunigen den Inventurprozess“, erklärt Michael Oeljeklaus, Produktions- und Logistikvorstand bei Skoda. „Künftig werden solche Prozesse im täglichen Betrieb als zentrale Säule unserer Strategie 2025 komplett automatisiert ablaufen.“
Ersatzteil mit Fallschirm
Skoda ist nicht das einzige Unternehmen der Autobranche , das auf Drohnen setzt. Der Zulieferer ZF etwa lässt in seinem Friedrichshafener Werk einen Prototyp fliegen, der Ersatzteile transportiert. Die Maschine kann bis zu fünf Kilogramm Gewicht heben. Vor allem ist sie für Flüge vom Zentrallager zu den Werkstätten gedacht. Diese Distanzen bieten sich an, der Akku der Drohne reicht für 30 bis 40 Minuten Flugzeit. In Deutschland ist ZF das erste Unternehmen, dass die Fluggeräte für solche Transporte nutzt. „Noch sind einige Anpassungen für einen störungsfreien Flug nötig, bevor unsere Lieferdrohne fest in die Logistik-Prozesskette eingebunden werden kann“, sagt Matthias Haberstroh, Leiter Supply Chain Management bei der Nutzfahrzeugsabteilung von ZF. Mittelfristig kann sich ZF aber auch vorstellen, dass die Drohnen sogar außerhalb des Werksgeländes herumdüsen, etwa zur Paketzustellung. Da ist der Autozulieferer dann doch ganz nahe bei Amazon & Co.
Auch innerhalb von Fabrikhallen könnten Drohnen bald abheben. Damit würden sie den Verkehr vom Boden in die dritte Dimension verlegen. Verschiedene Arbeitsstellen, etwa am Fließband eines Autoherstellers, ließen sich so deutlich schneller als bisher beliefern, wenn Waren fehlen. Audi hat Drohnen für diesen Zweck bereits im Werk Ingolstadt erprobt. Die besondere Herausforderung dabei ist, dass GPS-Technik in Gebäuden kaum funktioniert, weswegen die Geräte mit Ultraschall- oder Lasersensoren arbeiten müssen. Auch die Sicherheit ist ein Thema, schließlich würden die Drohnen in den Fabrikhallen über Menschen hinweg fliegen. Hier könnten zum Beispiel kleine Fallschirme helfen, die bei einem Motorausfall aufgehen und so eine harte Landung der Drohne verhindern.
Noch sind all diese Beispiele Prototypen und Testobjekte. Alle Firmen aber wollen die Miniflieger im Erfolgsfall dauerhaft einsetzen. Es könnte also sehr gut sein, dass Drohnen im Automobilsektor bald zum Alltag gehören.