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Autoindustrie wirft Geld zum Fenster raus

Quelle: Oliver Wyman

Ein Head-Up-Display ist eine bequeme Sache: Ohne den Blick von der Straße nehmen zu müssen, lassen sich die wichtigsten Fahrzeuginformationen ablesen. Ob Geschwindigkeit, Tankanzeige oder Motordrehzahl – der Fahrer hat alles im Blick. Doch laut einer aktuellen Studie der Managementberatung Oliver Wyman, sind solche Features in erster Linie technischer Schnickschnack.

Denn die Untersuchung "Car Innovations 2015" kommt zu dem Schluss, dass die überwiegende Mehrheit der Fahrer vor allem ein verlässliches Auto zu einem vernünftigen Preis will. Mehr noch: "Die Kunden fühlen sich von der Menge komplizierter und erklärungsbedürftiger Innovationen sowie der Flut markenspezifischer Namen und Abkürzungen überfordert. Viele Features kennen sie nicht einmal", so die Einschätzung der Oliver Wyman-Berater.

Die Megatrends des Individualverkehrs, an denen sich die Studie orientiert, laden allerdings zu Innovationsfreudigkeit ein. Denn in Zukunft werden Städte weiter wachsen und immer mehr Menschen zieht es in diese Ballungszentren. Das führt zu Parkplatznot, erheblicher Verkehrs- und Stauaufkommen und fordert ein neues Denken über Mobilität im städtischen Raum. Das Stadtauto sei bei vielen Herstellern aber noch Randthema.

Von den derzeit 68 Milliarden Euro an Investitionen in Forschung und Entwicklung fließen laut Jan Dannenberg, Direktor bei Oliver Wyman, alleine 40 Prozent in Projekte die es nie zur Marktreife bringen oder vom Kunden kaum wahrgenommen werden. Weitere 40 Prozent gehen zu Lasten der Serienentwicklung und gesetzlicher Vorgaben. "Bisher dient nur ein Fünftel aller F&E Investitionen der Differenzierung im Wettbewerb", so Dannenberg.

Der Fokus neuer Technologien müsse dagegen beispielsweise in den Bereichen Infotainment, Entspannung in Stausituationen und zusätzlicher Sicherheit liegen. Das ist für sich genommen keine Neuigkeit, denn aktuelle Innovationsprojekte der Autohersteller decken diese Bereiche bereits ab. Doch die Analyse von mehr als 300 Automobiltechnologien offenbart, dass nur zehn Prozent Erfolgspotenzial besitzen.

Besonders pikant: Ein Test unter Autohändler hinsichtlich ihrer Fähigkeiten und Bereitschaft neue Technologien und Innovationen ausreichend zu erklären fiel mager aus. Nur eine von sechs angebotenen Innovationen werde tatsächlich verkauft. Da die Kunden selbst jedoch geringes Interesse an Sonderausstattung zeigen, ergänzen sich Angebot und Nachfrage in dieser Hinsicht.

Dass es dem Kunden besonders um die Gesamtkosten seiner Anschaffung geht, begründet die Studie mit folgender Entwicklung: In den letzten 20 Jahren sei der Preis für einen Neuwagen um gut 100 Prozent gestiegen, während das Durchschnitteinkommen lediglich um 50 Prozent stieg. Kosteninnovationen seien damit wichtige Wettbewerbsfaktoren. Die Investitionsschere ist breit: BWM steckt etwa 1800 Euro pro Auto in Forschung und Entwicklung. Hyundai hingegen lediglich 120 Euro.

Um die von dem Beratungsunternehmen als Ziel ausgegebene Marke von 100 Millionen Fahrzeugen bis 2020 zu realisieren, braucht es auch Innovationen bei Antriebskonzepten und Werkstoffen. Dort lassen sich erhebliche Kosten einsparen. Denn die Bezahlbarkeit steht beim Kunden noch immer an erster Stelle.

Ob die Zunahme des Individualverkehrs allein das Mobilitätskonzept der Zukunft sein kann, sei dahingestellt. Direktor Jan Dannenberg stellt fest: "Die großen Aufgaben der Branche liegen in der Verringerung des Kraftstoffverbrauchs, der Emissionen, des Rohstoffverbrauchs und der Kosten." Spart die Automobilbranche jene Gelder ein, die unnötig am Kunden vorbei investiert werden, ist dafür sogar Spielraum vorhanden.