Die Apple Watch / Quelle: Apple
Bereits im Vorfeld wurde wieder viel spekuliert – und wieder heißt es nun in vielen Berichten: „Apple enttäuscht“, oder auch: „Keine Innovation – alles wie erwartet“. Und tatsächlich scheinen ein größerer Bildschirm und eine schlaue Armbanduhr nicht besonders kreativ.
Die Konkurrenz ist Apple hier bereits einen Schritt voraus. Auf den ersten Blick wirkt es, als sei das Unternehmen aus Cupertino ein Getriebener. Doch der Schein trügt, denn die Innovation steckt dieses Mal im Detail – oder besser: im System.
Natürlich ist das Medienspektakel im Vorfeld übertrieben. Spekulationen, Enthüllungen, Leaks und wilde Vermutungen gehören sicher dazu. Aus dieser Perspektive gesehen, hat Apple wieder alles richtig gemacht. Andererseits sind auch die Reaktionen nach der Präsentation der neuen Geräte erwartbar.
Unterschätzte Innovation
Wo vorher so viel Wirbel gemacht wurde, legt sich der Sand auch wieder – und alle reiben sich die Augen und fragen: „Das war’s? Mehr ist es nicht?“ Seit dem ersten iPhone von 2007 geht das so.
Viel entscheidener als das neue iPhone und die von den Apple-Jüngern lang erwartete Apple Watch sind zwei Neuerungen, die tatsächlich das Potenzial haben unser Leben nachhaltig zu verändern. Die Rede ist von der Bezahlfunktion und den Gesundheitsdiensten.
„Bisher standen das Kommunikations-, Sozial- und Organisationsverhalten im Mittelpunkt“, meint der Mobile Business-Experte Key Pousttchi von der Universität Augsburg. Und weiter: „Bezahldaten und Gesundheitsdaten sind die wichtigsten Informationen, die Apple noch nicht hat“.
Das fehlende Puzzlestück
Insofern sind die Bezahlfunktion und die mit der Apple Watch kommende Möglichkeit zur umfassenden Messung von Körperaktivität und Gesundheitsdaten besonders bemerkenswert. Nach den persönlichen Daten, dem Aufenthaltsort, Suchverhalten und besuchten Internet-Seiten ist das nur noch ein fehlendes Puzzlestück.
„Da weiß man dann schon eine Menge von Ihnen, künftig kommen noch Gesundheitsdaten dazu. Und unter dem Schlagwort "Big Data" werden wir künftig all diese Daten für sehr viele Menschen erheben und können daraus Schlussfolgerungen über den Einzelnen ziehen, die sehr treffgenau sind,“ erklärt Pousttchi.
Bereitet eine Armbanduhr also den Weg in die orwellsche Überwachungsgesellschaft? Das kommt wohl ganz auf die Perspektive an: „Wenn es Ihnen hilft, Krebs im Frühstadium zu erkennen und neue Therapiemethoden zu entwickeln, werden Sie wohl kaum nein sagen. Wenn damit Ihr Privatleben ausgeforscht wird, sieht es schon anders aus“.
Big Data braucht klare Regeln
Das Fazit vom Augsburger Mobile-Business Experten: „Die wichtigen Innovationen der nächsten 20 Jahre werden auf dem Sammeln, Aufbereiten, Bereitstellen und automatisierten Auswerten von Daten beruhen – und die Masse dieser Daten wird von Smartphones kommen.“
Und weiter: „Diesen Fortschritt können und sollten wir nicht aufhalten. Wir sollten allerdings aufhören, das Sammeln dieser Daten in "Wild-West-Manier" zuzulassen und klare Regeln festlegen, was geht und was nicht geht. Das ist eine der großen Aufgaben, vor denen wir stehen.“