Das Unternehmen Nio wechselt auf chinesischen Autobahnen die Akkus von Elektroautos aus. Das soll die Wartezeiten im Vergleich zum Laden sparen.
Es ist das vielleicht größte Manko der Elektroautos: Sind sie einmal leer, dauert das Laden des Akkus lange, teilweise Stunden. Das in Shanghai gegründete Unternehmen Nio umgeht das Problem nun pragmatisch. In kleinen Garagen tauscht der Hersteller von Elektroautos die Akkus einfach aus. Zeitaufwand: rund drei Minuten.
Bereits im November hat das Unternehmen 18 dieser Stationen an der sogenannten Mega-Autobahn G4 Expressway aufgebaut. Diese verläuft 2285 Kilometer durch China. Die meisten der Stationen liegen in stadtnahen Abschnitten wie bei Shijiazhuang oder Guangzhou. In den kommenden Monaten sollen dem Hersteller zufolge auch andere große Autobahnen in China mit den Stationen versorgt werden.
Möglich ist der Akkuwechsel zum Beispiel mit dem Elektro-SUV Nio ES8. Zum Wechseln muss der Fahrer das Auto rückwärts in die Garage fahren, anschließend wird der Wagen leicht angehoben. Von unten wird dann automatisiert der Boden des Autos abgeschraubt, der alte Akku rausgeholt, der neue eingesetzt und anschließend alles wieder verschraubt.
Ein Kleinbus als Ladesäule
Eine andere Idee aus dem Hause Nio sind mobile Ladestation: Minibusse, die mit 70 Kilowattstunden-Akkus ausgestattet sind, sollen über die Straßen rollen und Elektroautos versorgen. Damit ließen sich Nio zufolge auch Fahrzeuge von anderen Herstellern aufladen. Zeitaufwand: Rund zehn Minuten für weitere 100 Kilometer Reichweite.
Der Service könnte für liegengebliebene Elektroautos praktisch sein, doch Nio schielt damit vor allem auf einen ganz anderen Markt: Die mobilen Ladestationen sollen vor allem in Städten zum Einsatz kommen, wo nicht jeder Besitzer eines Elektroautos Platz für eine eigene Ladestation hat. Denn gerade in China steigen die Zulassungszahlen deutlich schneller als die Zahl der Ladestationen. Die mobilen Ladestationen könnten damit nachts oder tags, während der Besitzer bei der Arbeit ist, von Auto zu Auto fahren und sie für den nächsten Tag befüllen. Denn Anwesend sein, muss der Fahrer dafür nicht, es genügt den Tankdeckel zu öffnen.
In den nächsten Jahren will das Unternehmen 1200 dieser mobilen Stationen auf die chinesischen Straßen bringen – ob Nio das Angebot auf weitere Länder ausgeweitet, ist derzeit noch unklar.