Derzeit kommt rund ein Drittel des Stroms aus erneuerbaren Energien.
Die gridX-Gründer wollen lokale Stromerzeuger mit Verbrauchern verbinden und dadurch sauberen Strom fördern.
In Deutschland beruht die Energieversorgung noch immer vor allem auf großen Kohle- und Atomkraftwerken sowie einer zentralen Versorgungsstruktur. Zwar steigt die Zahl der privaten Solaranlagen und Batteriespeicher Jahr für Jahr, doch sind diese Anlagen meist nicht intelligent in die Stromnetze integriert.
Die Gründer das Aachener Start-ups gridX wollen das ändern. Sie arbeiten daran Millionen von kleiner Erzeugern und Verbrauchern auf einer Plattform zusammenbringen. Damit können Erzeugungsanlagen intelligent gesteuert, alle Energieflüsse im Haushalt dargestellt und bestehende Smart-Home-Lösungen integriert werden.
Schon heute kann man zu gridX als Stromanbieter wechseln. Über die Internetseite lässt sich der Tarif berechnen. Das gilt auch für Kunden, die keine eigene Erzeugungsanlage haben. Einzige Voraussetzung: Kunden brauchen einen intelligenten Stromzähler, den sie über das Start-up kaufen können. Der Erlös daraus ist der Energieberatungsfirma K.Group zufolge die Haupteinnahmequelle des Start-ups.
Das Start-up wurde bereits im Mai 2016 von David Balensiefen und Andreas Booke gegründet. Als Ingenieure und Entwickler sammelten sie Erfahrung im Energiesektor und bei der Produktentwicklung.
2017 kamen noch fast zwei Drittel des Stroms aus nichterneuerbaren Energien. Dabei fielen 34,5 Prozent Mineralöl, 11,1 Prozent auf Braunkohle, 10,9 Prozent auf Steinkohle und 6,1 Prozent auf Kernenergie. Das gridX will Verbraucher deshalb dazu bringen, mehr eignen Strom zu produzieren. Auch wenn es nicht zu einer 100 Prozent-Abdeckung des eigenen Energiebedarfs reicht, sind sie dadurch immerhin weniger abhängig von den Preisentwicklungen auf dem Strommarkt.
Zudem können selbst heute Verbraucher noch nicht steuern, ob sie Ökostrom beziehen oder nicht – selbst wenn sie einen Ökostromvertrag haben. Das liegt an der Struktur des Energiemarktes: Der Strom wird immer aus der nächstgelegenen Quelle bezogen. Wer beispielsweise neben einem Atomkraftwerk wohnt, bekommt seinen Strom von dort. Durch eigene Stromproduktion lässt sich der Anteil an Erneuerbarer Energie tatsächlich erhöhen.
gridX ist allerdings nicht das einzige deutsche Unternehmen, dass den Strommarkt derartig verändern will. Der Energieversorger Lichtblick machte schon vor Jahren damit Werbung, dass jeder sein eigenes Kraftwerk zu Hause haben könnte. Große Versorger wie E.ON oder EnBW bräuchte es dann nicht mehr.
Um das zu erreichen, will Lichtblick ebenfalls die vielen einzelnen Haushalte miteinander vernetzen – und zwar so, dass sie sich gegenseitig versorgen. Wer gerade zu viel Strom erzeugt, speist ihn in das Netz ein und unterstützt dadurch seinen Nachbarn.
Zudem will Lichtblick die Speicherkapazitäten von Strom verbessern und setzt dabei auf Elektroautos. Dadurch, dass sie ebenfalls in das intelligente Netz integriert werden, sollen sie wie ein Akku Strom aufnehmen und ihn bei Bedarf wie schlechtem Wetter wieder zurückgeben können. Das funktioniert aber nur, wenn mehr Leute in Deutschland auf Elektroautos und Ökostrom setzen. Einer Umfrage zufolge bezogen 2017 gerade einmal 10,51 Millionen Deutsche sauberen Strom.
Als größte Plattform für „Strom-Sharing“ bezeichnet sich in Deutschland das Unternehmen „Sonnen“. Auch dieses Unternehmen legt den Fokus auf erneuerbare Energien und vertreibt Akkus für Solarenergie und selbst entwickelte intelligente Energiespeicher. Die in der Community vernetzen Mitglieder teilen sich den selbst produzierten Strom miteinander: Wer einen Überschuss hat, verkauft ihn automatisch an seine Nachbarn ab. Ermittelt und gesteuert wird das über eine Software des Unternehmens.